Besser bergauf mit Steigfellen für Ski

Wenn die schwere Pulka während des Anstiegs an dir zieht und die Ski nicht mehr so richtig Halt finden, dann solltest du es bergauf mit Steigfellen versuchen. Steigfelle, auch Skifelle oder Haftfelle genannt, sind vielen eher als Aufstiegshilfe vom alpinen Tourengehen bekannt. Es gibt sie jedoch auch als schmale Variante für Fjellski. Dabei sind sie sowohl für Wachs- als auch für Schuppenski geeignet. Es kommen unterschiedliche Konstruktionen und Fellmaterialien zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Steigfelle für Fjellski

Für Fjellski eignen sich schmale, gerade geschnittene Felle. Für beliebte Skimodelle wie den Fischer Transnordic 66 (früher Fischer E99) mit einer Breite von 54 bis 66 mm sollten die Skifelle maximal 50 mm breit sein, damit die Stahlkanten noch frei bleiben. Schmalere Felle sind möglich und sorgen für besseres Gleiten, breiter als der Ski an seiner schmalsten Stelle dürfen Felle jedoch niemals sein. Wer taillierte Formen wünscht, kann sich Felle auch selbst zuschneiden.

Langfelle

Klassische Steigfell-Konstruktionen gehen über die gesamte Länge des Skis. Deswegen nennt man sie auch Langfelle. Die Felle gibt es entweder zugeschnitten oder du kannst sie dir mit einer Schere selbst auf die nötige Länge kürzen. Anschließend werden sie vorne mit einer Öse über die Skispitze gehängt. Nun werden sie unter leichter Spannung bis nach hinten angeklebt. Am Ende befindet sich dann meist ein Haken, der über das Ende der Ski gehebelt wird und das Fell so auch auf etwas Spannung hält, wenn der Kleber sich vom Ski lösen sollte. Unterschiedliche Hersteller haben verschiedene Konstruktionen erdacht, wobei die Grundidee dabei identisch bleibt.

Kurzfelle

Kurzfelle werden nicht über die gesamte Fläche geklebt, sondern bedeckten nur die Steigzone in der Mitte des Skis. In der Regel werden sie länger ausgeliefert und du kürzt sie selbst. Oft reicht eine Länge bis etwa 5 cm hinter dem Hacken des Stiefels. Die beste Befestigung für ein Kurzfell ist eine kleine Öffnung kurz vor der Steigzone, in die das Fell eingehängt wird. Die Hersteller Fischer und Åsnes haben dafür unterschiedliche Lösungen entwickelt, wobei es für die Kurzfell-Aufnahme von Fischer auch Bastellösungen für den 3d-Drucker gibt.

Alternativ gibt es von Black Diamond Univeralkurzfelle, bei denen aber das Gurtband an der Stahlkante leiden kann. Eine Mischung aus Kurzfell und Langfell sind die Intelligrip Felle von Madshus, die vorne an der Skispitze eingehängt werden wie ein Langfell, dann aber bis zum Beginn des Fells aus einer fellfreien Polyethylen-Fläche besteht, die fast genauso gleitet wie dein Skibelag. Danach kommt die kurze Fellfläche und so sind sie ebenfalls recht universal einzusetzen.

Kurzfelle haben ansonsten den Vorteil, dass die Gleitzone frei bleibt und die Stahlkanten der Ski an den unbefellten Stellen noch besser greifen können. Die Ski bieten damit mehr Seitenhalt und schnellere Abfahrten sind möglich. Nur bei der Einfahrt in Neuschnee können sie ruckartig bremsen.

Besser Langfelle oder Kurzfelle?

Kurzfelle bieten auf verharschtem Schnee und Eis bereits mehr Halt als Schuppenski. Mit der richtigen Gehtechnik, zusätzlichem Einsatz von Fischgrätschritten und bei weniger Gepäck reichen sie meist aus. Für eine Winter-Hüttentour mit Rucksack braucht es meist keine Langfelle.

Mit einer schweren Pulka sind Langfelle dennoch griffiger. Und Langfelle bremsen bei der Abfahrt etwas, was mir als miserablen Skifahrer sogar entgegenkommt. Teilweise fahre ich daher den ganzen Tag mit den langen Steigfellen am Ski, wenn es immer wieder steil hinauf und heruntergeht.

Preislich liegen Langfelle (85 Euro) und Kurzfelle (60 Euro) übrigens gar nicht so weit auseinander, wie ihr Name vielleicht vermuten ließe.

Kleber für Steigfelle

Die Skifelle haften nicht von allein an den Ski, sondern sind mit einem speziellen wiederverwendbaren Kleber ausgestattet. Dieser ist beim Kauf bereits aufgetragen und wird von einer Folie abgedeckt. Ich rate eher zu etablierten Klebstoffen statt zu neu entwickelten Spezialklebern. Bei pfleglichem Umgang hält dieser Kleber einige Jahre oder sogar die gesamte Lebensdauer eines Skifells. Am meisten machen Staub und Schmutz dem Kleber zu schaffen. Aber auch Eiskristalle, die auf die Klebefläche gelangen, können dieser schaden. Kleben nur einzelne Stellen nicht mehr, kann Kleber nachgetragen werden. Intakte Felle können aber auch von ihrem alten Kleber bereinigt werden, um neuen Kleber aufzutragen. Ich empfehle die Produkte von Colltex und die folgende Anleitung im Video:

Skifelle neu bekleben: So geht's!

Mit Abspielen des Videos stimmst du der Datenübermittlung an Youtube zu. (Info)

Unterschied bei den Fell-Materialien

Drei Materialien sind mir für Skifelle bekannt:

  1. Mohair (Haare der Angoraziege)
  2. Kunstfelle aus Nylon
  3. eine Materialmischung aus beidem

(Die aus alten Geschichten bekannten Robbenfelle sollten wohl schwieriger zu bekommen sein.)

Allen Fellen gleich ist ihre Struktur. Die Fasern werden so verwoben, dass ihre Enden nach hinten zeigen. Dadurch ist ein Gleiten nach vorne nahezu ungestört möglich, wohingegen sich die Fasern bei der Rückwärtsbewegung in den Schnee schieben und so ein Zurückrutschen verhindern. Du schiebst den Ski bergauf mit Steigfellen also recht mühelos nach vorne, ohne den Halt zu verlieren.

Steigfelle aus Mohair

Mohairfelle sind zwar nicht so langlebig wie Kunstfasern, haben aber die besten Gleiteigenschaften und sind frei von Mikroplastik. Du kommst also etwas kraftsparender voran. Außerdem stollen (Verkleben von Schnee unter dem Fell) sie weniger und nehmen bei guten Bedingungen weniger Feuchtigkeit auf. Richtig nass oder sogar vereist lassen sich Nylonfelle aber besser handhaben. Ein Beispiel für gute Mohair-Felle sind die Contour Guide Backcountry.

Tail-Clip und Bügel für die Skispitze an einem Mohair-Fell (Foto: Malte Hübner)
Tail-Clip und Bügel für die Skispitze an einem Mohair-Fell

Steigfelle aus Kunstfasern

Kunstfelle sind die robuste Variante und haben damit auf Harsch und Eis einen deutlichen Vorteil. Bei Gleiteigenschaften, der Bremswirkung nach hinten, dem Stollen und der Aufnahme von Feuchtigkeit hat Mohair zwar die Nase vorn, aber schlecht sind Kunstfasern hier auch nicht. Wenn man im nassen Sulzschnee mit Steigfellen aus Kunstfaser unterwegs war, lässt sich Eis sogar besser mit der Stahlkante aus dem robusten Nylon herrausschaben. Reine Nylonfelle gibt es zum Beispiel von Åsnes CombiFix und passen auch an andere Hersteller.

Steigfelle aus Mohair und Kunstfasern

Materialmischungen versuchen, die Vorteile beider Fellarten zu verbinden. Es gibt unterschiedliche Zusammensetzungen der Anteile beider, meistens überwiegt aber der Mohair-Anteil. Ich selbst nutze solche Hybrid-Backcountry-Felle. Kaufgrund war aber ehrlich gesagt der Mangel an Auswahl zu dem Zeitpunkt. Für viele Fjellski passen die Mixfelle Colltext BC Mix. Wichtiger als die Fellart ist am Ende aber immer, dass du überhaupt Skifelle dabei hast.

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Felle lagern

Wenn du die Felle unterwegs abziehst, solltest du sie im Idealfall nicht wie oft gesehen mit den Klebeflächen aufeinander kleben, sondern das mitgelieferte Mesh/Folie dafür verwenden. Kleber auf Kleber funktioniert zwar und ist weit verbreitet, aber dadurch verringert sich seine Haltbarkeit. Am besten funktioniert das Verstauen, wenn du deine Ski in den Schnee steckst, das Fell abziehst und mit dem Bügel oben mit der Fellseite zum Ski wieder an deine Ski hängst. So kannst du Mesh bzw. Folie anlegen, ohne dass Kleber unbedeckt bleibt. Damit sich kein Dreck auf dem Fell ansammeln kann, verstaust du es am besten in einem kleinen Packsack. Denke aber daran, die Felle am Ende der Tour noch einmal richtig zu pflegen.

Jeder Kontakt der Klebefläche mit dem Fellhaar ist zu vermeiden! (aus den Contour Gebrauchshinweisen)

Zu Hause solltest du die Felle zunächst gut trocken. Die machst du am besten hängend fern jeder Wärmequelle. Danach kannst du sie entweder wieder auf die Folie kleben oder sie locker aufgerollt auf dem Mesh an einem trockenen Ort bei maximal Zimmertemperatur lagern. Für Mohairfelle kann es sinnvoll sein, einen Tropfen Lavendel- oder Zedernöl in den Aufbewahrungsbeutel zu geben, um Motten fernzuhalten.

Steigfelle unterwegs reparieren

Ein Steigfell hält bei regelmäßiger Beanspruchung für steile Passagen etwa 50 Tourentage, wenn es sonst gut behandelt wird. Das ist ein absoluter Erfahrungswert und hängt von vielen Faktoren ab. Irgendwann sind sie eben durch. In den meisten Fällen wird nur der Kleber nicht mehr vollflächig haften. Es gibt dafür kleine Haftkleberpads (z. B. Colltex Quicktex) für den Notfall. Denke aber daran, die Pads wieder abzuziehen, bevor das Fell warm wird. Danach wird es fast unmöglich.

Zu Hause kannst du dann die Stelle mit richtigem Fellkleber ausbessern.
Wenn Felle einreißen, kann man diese mit festem Garn oder Zahnseide provisorisch nähen. Für die Halterungen hinten und vorne sollte man ein wenig Draht, Kabelbinder und Klebeband zum Improvisieren in der Werkzeugtasche parat haben.

Tipps und Tricks für unterwegs

  • nur bergauf mit Steigfellen gehen oder wenn es wirklich nötig ist, um die Lebensdauer des Fells zu erhöhen
  • die Ski vor dem Auffellen von Schnee und Eis befreien und idealerweise gut abtrocknen und ablüften
  • Felle unter der Jacke oder im Schlafsack vorwärmen
  • sehr nasse Stellen oder Wasserkontakt sollte vermieden werden, da auch Mohairfelle dann vereisen können; trockene Felle stollen weniger
  • die Felle nicht über dem Kocher oder direkt am Ofen in der Hütte trocknen, weil der Kleber unter der Hitze leidet
  • das Wasser stattdessen sofort abstreifen oder mit Schnee aufnehmen; auch ein Mikrofaserlappen hilft wahre Wunder; danach in der Innentasche der Jacke aufbewahren
  • gegen das Stollen der Felle hilft spezielle Imprägnierung der Hersteller, das Einreiben mit einem Wachsriegel oder ein einfaches Imprägnierspray auf Silikonbasis
  • Fransen am Fellrand werden mit einer Nagelschere abgeschnitten und das Fell anschließend von der Fellseite aus mit einem Feuerzeug versiegelt, um den Kleber nicht zu erhitzen
  • weiches Wachs (rot) sollte mit einem Spatel vom Wachsski entfernt werden, bevor das Fell aufgeklebt wird; festes (bis Blue V30) und nur dünn aufgetragenes Wachs kann direkt beklebt werden

Alternativen zum Laufen bergauf mit Steigfellen?

Mit Schuppenski kannst du bis zu einem gewissen Grad vorankommen. Auch hier ist es sinnvoll, die Schuppen mit einem Spray zu pflegen, damit sie nicht stollen. Bei Wachsski kann das richtige Steigwachs noch effizienter sein als Schuppen, erfordert aber im Umgang mehr Kenntnis und Fähigkeiten. Eine weitere Möglichkeit ist ein Wachsband, wie das Start Grip Tape. Es wird unter den Wachsski geklebt und hält dort für etwa 200 km und deckt einen großen Temperaturbereich ab. Nur bei Neuschnee kommt es an seine Grenzen.

Je steiler es wird, desto sinnvoller ist es dennoch, bergauf mit Steigfellen zu gehen. Ich würde mit Pulka nie ohne wenigstens Kurzfelle auf Tour gehen. Alternativ könntest du sonst noch auf Schneeschuhe wechseln.

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1 Gedanke zu „Besser bergauf mit Steigfellen für Ski“

  1. Neben Klebefellen wäre auch noch die Vakuum Lösung als Alternative zu nennen. Im Skitourenbereich zwar etwas umstritten (die einen schwören darauf, die anderen fluchen), kenne ich ein paar, die nie mehr zurück zu Klebefellen gehen würden.
    Allerdings ist die Beanschpruchen vielleicht doch ein wenig eine andere, als mehrtägige Fjelltouren, da habe ich bisher noch keine verwenden können.

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