Die einen lieben ihre Ausrüstung und beschäftigen sich regelmäßig damit, andere werfen die Ski nach der Tour in die Ecke und lassen sie dort bis zum nächsten Winter liegen. Spätestens vor der nächsten Tour solltest du aber alles kontrollieren. Diese Checkliste vor der Wintertour kann verhindern, dass du etwas Wichtiges in der Vorbereitung vergisst. Damit hast du im Zweifel nicht nur alles dabei, sondern es funktioniert auch richtig. Schon einige (mich eingeschlossen) haben mitten auf der Wintertour festgestellt, dass irgendetwas mit dem Kocher nicht stimmt oder das Zeltgestänge beim letzten Sturm doch irgendwie mehr abbekommen hat, als gedacht.
Inhaltsverzeichnis
Warum ich die Checkliste vor der Wintertour nutze
Auf einer meiner letzten Touren ist mir die Skibindung aus dem Ski gerissen, weil der Holzkern im Ski vermodert war. Über die Jahre war Feuchtigkeit eingedrungen und die Schrauben fanden bei der Not-Reparatur nur noch mit viel Sekundenkleber und Streichholzstückchen als Dübel Halt. Zwar ließ sich so noch der Weg aus der Hardangervidda bewerkstelligen, aber die ursprüngliche Tour war damit vorbei. Seitdem habe ich mir vorgenommen, meine Ski vor der Reise immer ganz genau zu überprüfen.
Zur Erinnerung an mehr Sorgfalt habe ich mir eine Notiz im Smartphone anlegen wollen, welche Dinge ich vor jeder Wintertour checken möchte. Und siehe da, es gab dort schon eine Notiz aus dem Vorjahr mit dem Punkt „Skibindung links, Schrauben nachziehen“. Blöd gelaufen. Die beste Liste bringt nur etwas, wenn man sie auch nutzt. Vielleicht wäre die Tour dann anders ausgegangen. Aber durch diese Erfahrung teile ich meine Checkliste vor der Wintertour jetzt wenigstens mit allen.
Was sollte ich vor der Wintertour überprüfen?
Grundsätzlich vorweg: Wenn du wissen willst, was du überhaupt alles einpacken solltest, schau gerne in meine Beispiel-Packliste für Wintertouren, lege dir eine eigene Packliste an und teste deine Ausrüstung unbedingt, bevor sie mit auf Tour kommt.
Was du hier findest: In dieser Checkliste vor der Wintertour geht es um die letzte Kontrolle der Ausrüstung, um absehbare Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Fortbewegung und Transport
- Skibindungen: Schrauben kontrollieren und ggf. nachziehen, alle Mechanismen leichtgängig
- Heißes Gleitwachs auf Ski auftragen (z. B. durch Skiservice)
- Stahlkanten kontrollieren (ggf. schärfen)
- Steigfelle überprüfen (Fransen trimmen, Kleber erneuern und Fell wachsen)
- Schneeteller an den Skistöcken funktionsfähig
- Bei Teleskopstöcken kurz Feststellmechanismus der Länge prüfen
- Skistiefel kontrollieren (Einlegesohlen, Senkel, Ösen, Bruchstellen, ggf. neu fetten)
- Pulka und Gestänge: Sichtprüfung auf Schäden an allen Bauteilen
- Pulkagurt: Nähte, Schnallen und D-Ringe überprüfen
- Und zuletzt: Passt denn auch alles in die Pulka?
Zelt und Schlafstätte
- Zeltgestänge an den Steckhülsen auf kleine Risse kontrollieren; Gummis straff und elastisch
- kleiner Probeaufbau für das Winterzelt (achte auf Nähte, Löcher und ungewohnten Geruch)
- Zeltreißverschlüsse leichtgängig
- Abspannschnüre vollständig
- Bei Hüttentouren Öffnungszeiten recherchieren und ggf. Hütten vorbuchen
- Aufblasbare Isomatte über Nacht noch luftdicht (und trotzdem immer Ersatz aus Evazote!)
- Winterschlafsack: Zipper leichtgängig, Daune loftet gut, warm genug für das Zielgebiet
- Anzahl Schneeheringe ausreichend plus etwas Ersatz
- Reparaturset kontrollieren (Silikon-Kleber kann z. B. aushärten)
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Küche und Kochen
- Dichtungen Brennstoffflaschen anschauen und abtasten
- Brennstoff: Benzin-Menge berechnen
- Kocher kontrollieren und ggf. reinigen
- Pumpenleder kontrollieren und ggf. nachfetten
- An den Ersatzkocher oder die Ersatzpumpe denken, auch wenn beides nie gebraucht wurde
- Ersatzteil-Set vollständig
- Lebensmittel: Proviant auch für einen Extratag als Backup
- Bei langen Touren Einkaufsmöglichkeiten einplanen und Öffnungszeiten recherchieren
- Thermosflasche dicht und Verschluss eingepackt
Bekleidung
- Kleidung passt noch
- Merinokleidung auf Löcher untersuchen und bei Bedarf stopfen
- Klettflächen, Reißverschlüsse und Knöpfe intakt
- Membranbekleidung imprägnieren
- Kleidung für starken Wind optimiert
- Ersatzhandschuhe und eine weitere Mütze schaden nie!
- Letzten Wetterbericht kurz vor der Tour abrufen und Kleidung notfalls noch etwas anpassen
Anreise
- Einreisebestimmungen anschauen (z. B. bei Lebensmitteln)
- Allgemeine Reisebedingungen beachten (z. B. kein Brennstoff im Fluggepäck, Pulka als Sportgepäck)
- Kurz vor Abfahrt noch einmal alle Abfahrtzeiten checken
- Plan B: Verbindungen grob recherchieren, falls große Verspätung
- Ggf. Aufbewahrung von Skisack und Pulka-Rollbrett im Hotel klären
- 20 Kronen Münze für den Kofferkuli am Bahnhof Oslo einstecken
- Zwischentransfer und Abreise ebenfalls klären
Routenplanung
- Ausführliche Tourplanung und Routenwahl durchführen und erste Etappen festlegen
- Einschränkungen des Jedermannsrechtes in Nationalparks recherchieren
- Insbesondere Ausstiegsmöglichkeiten, Puffertage und Varianten einplanen
- Über mögliche Wetterverhältnisse informieren
- Gefahrenstellen wie dünnes Eis oder Lawinengefahr aus der Karte ablesen
- Papierkarte vorhanden oder neu bestellt
- relevante Seiten im Reiseführer abfotografieren oder kopieren
- Kompass funktioniert flüssig und zeigt nach Norden
- GPS vorbereiten und entsprechende Karten/Tracks/Hüttenkoordinaten aufspielen
Fitness und Hygiene
- Körperliche Belastungsfähigkeit gegeben und keine versteckte Infektion
- Alle sinnvollen Impfungen (z. B. Tetanus) aktuell
- Rechtzeitig Ausdauertraining steigern (z. B. eine Laufrunde pro Woche mehr)
- Viel Aufenthalt im Freien für Gewöhnung an Kälte
- Vor Abfahrt Fußnägel schneiden
- Sonnenbrille (mit Stärke?), Lippenbalsam und Sonnencreme
- Ersatzbrille (ggf. im Auto lassen, wenn für das Fahren nötig)
- Für lange Haare genug Ersatzhaargummis
Papiere und Unverzichtbares
- Ausweis noch gültig
- Kreditkarte noch gültig, braucht es noch Bargeld?
- Hüttenschlüssel DNT
- Mitgliedsausweis deines Lieblings-Tourismusverbandes
- Erste-Hilfe-Set vollständig, Medikamente haltbar, wichtige Notrufnummern notiert
- Bergungs-Versicherung und ggf. Auslandskrankenversicherung
- Schneeschaufel dabei
- Windsack ist mindestens bei reinen Hüttentouren Pflicht
- Kontaktperson für Notfälle über Planung informiert
Sonstige Ausrüstung
- Elektronik aufgeladen: Smartphone, Fotokamera, Powerbank, Stirnlampe usw.
- Armbanduhr mit Barometer bei Ankunft auf korrekte Höhe eichen
- Ersatzbatterien ausreichend
- Nützliche Apps für lokalen Busbetrieb oder Bahn installiert und eingerichtet
- Notsender wie z. B. Garmin inreach mini 2 aktiviert
- Reparaturset mit passendem Werkzeug durchgehen und ggf. optimieren
- Und für überlebenswichtige Ausrüstung Redundanz und Ersatzteile einplanen
Kritischer Blick für Gruppen
- Unnötiges Gewicht aussortieren, insbesondere in der Gruppe kannst du Ausrüstung teilen
- Alle Erwartungen an die Tour und die Mitglieder gegenseitig geklärt
- Rollenverteilung und Verantwortlichkeiten festgelegt
- Harter Realitäts-Check: Wer ist schwächstes Glied? Gepäck abnehmen? Mental stärken?
- Möglichst Probetour, um die Teamdynamik und Kommunikation kennenzulernen
Und nach der Wintertour?
Nach der Wintertour ist natürlich vor der Wintertour. Es lohnt sich also immer, auszuwerten, was gebraucht wurde und was nicht. Wo liegt Verbesserungspotential sowohl bei Ausrüstung als auch Verhalten? Was würdest du auf deiner persönlichen Checkliste vor der Wintertour ergänzen? Schreib gerne einen Kommentar.
Und auch ein bisschen Pflege der Ausrüstung schadet nicht: Wachse die Ski vor dem Einlagern, um den Belag zu schützen. Lagere alles immer sauber und trocknen, repariere Kleinigkeiten sofort oder tausche sie aus, bevor es bis zum nächsten Jahr in Vergessenheit gerät.
Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.