Es war ein windiger Tag und dein Körper ist trotz der Anstrengung ganz schön ausgekühlt. Sobald das Zelt endlich steht und du dich in sein geschütztes Inneres verkriechst, schüttelt es dich gleichzeitig vor Kälte und aus Vorfreude auf einen heißen Kakao und deinen kuscheligen Winterschlafsack. Worauf du bei einem solchen Schlafsack für Wintertouren achten solltest und ob Daune oder Kunstfaser als Isolation besser geeignet sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen zum Schlafsack für eine Wintertour
Ein Schlafsack wärmt nicht, er hält dich nur warm. Die Wärme muss dabei von dir selbst erzeugt werden. Wenn du also richtig durchgefroren und leicht verschwitzt bist, wird es entsprechend länger dauern als, wenn du vorher warm und trocken warst.
Die Körperwärme gibst du durch verschiedene Wege nach außen ab. Dies geschieht durch Wärmestrahlung (Radiation), Wärmeleitung (Konduktion) oder Wärmetransport über die Luft (Konvektion). Der Schlafsack hat dabei die Aufgabe, die durch Radiation erwärmte Luft im Schlafsack zu halten. Eine oder besser zwei dicke Abdeckleiste(n) am Reißverschluss und ein Wärmekragen um den Hals verhindern, dass sich die Luft im Schlafsack austauscht und unterbinden so Konvektion. Da auch die beste Füllung nach unten vom Eigengewicht des Schläfers platt gedrückt wird, brauchen wir eine gute Isomatte, damit wir keine Wärme über Konduktion an den kalten Boden abgeben. Ohne gute Isolation nach unten nutzt dir der beste Schlafsack für Wintertouren nichts!
Meiner Erfahrung nach spielt es für die Temperatur im trockenen Schlafsack nur eine untergeordnete Rolle, aber oft wird noch die Verdunstungskälte (Evaporation) erwähnt. Jeder Mensch gibt während der Nacht Feuchtigkeit ab. Verdunstet die Feuchtigkeit auf der Haut, entsteht Verdunstungskälte, was zur Kompensation wieder Energie verbraucht. Gleichzeitig frieren wir. Ein trockenes Klima im Schlafsack spart also Energie. Nicht nur aus diesem Grund solltest du nicht mit feuchten Klamotten in den Schlafsack steigen. Ganz anders verhält es sich mit einem Vapour Barrier Liner (VBL), doch dazu später mehr.
Was macht einen guten Schlafsack aus?
Zunächst sollte der Temperaturbereich des Schlafsacks für eine Wintertour zu den erwarteten Temperaturen am Reiseziel passen. Jeder Schlafsack hat einen gewissen Temperaturbereich, für den er geeignet ist. Die Temperaturangaben des Herstellers richten sich dabei in der Regel nach der Europäischen Norm 13537, die sich in drei Bereiche gliedert:
- Komforttemperatur T comf: Dieser Wert wird für eine Standardfrau (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) berechnet, die gerade noch nicht friert.
- Grenztemperatur T lim: Dieser Wert wird für einen Standardmann (25 Jahre, 70 kg, 1,73 m) berechnet, der gerade noch nicht friert.
- Extremtemperatur T ext: Dieser Wert wird für eine „Standard-Frau“ (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) unter starker Kältebelastung berechnet. Hier besteht bereits ein Risiko der Unterkühlung oder leichter Erfrierungen.
Diese Angaben werden mit Messpuppen berechnet und von echten Menschen daher individuell unterschiedlich wahrgenommen. Es lohnt sich, in Foren nach Erfahrungsberichten zu einzelnen Modellen zu suchen. Unbestritten sind auch das subjektive Eindrücke, aber so fügt sich vielleicht ein Bild zusammen. Oft haben gerade die hochwertigen Marken einen gewissen Ruf, trotz der genormten Testverfahren ehrliche oder geschönte Werte anzugeben.
Welches Temperaturlimit beim Schlafsack für Wintertouren?
Für Wintertouren würde ich auch als Mann ganz pauschal nach Schlafsäcken mit einem Komfortbereich von mindestens -15° Celsius oder besser -20° Celsius schauen. In Skandinavien kann es sogar deutlich kälter werden. Wenn du schnell frierst oder du schon früh im Jahr in den Norden möchtest, dann sollte dein Schlafsack für Wintertouren ein Limit der Komforttemperatur von -30° Celsius haben! Vergiss den Extremwert einfach, der hat für die vernünftige Planung keine Aussagekraft.
Wenn du für Gewichtsoptimierung zwischen zwei Versionen schwankst, empfehle ich dir die wärmere Variante. Ein deutlicher Puffer der Komforttemperatur des Schlafsacks zu den tatsächlichen Temperaturen ist sehr sinnvoll. Bei Erschöpfung oder leichter Unterkühlung sind 10° Celsius Reserve eine wahre Freude! Andersherum macht es keinen Sinn, das wärmste verfügbare Modell zu wählen, wenn du damit im Frühlingswinter im April in den Norden willst.
Auch wenn die Normwerte bei 3-Jahreszeiten-Schlafsäcken noch recht verlässlich sind, stoßen sie bei dicken Expeditionsschlafsäcken an ihre Grenzen. Teilweise findest du dort deshalb auch nur noch einen Grenzwert. Es gibt außerdem Hersteller, die den Wert nicht nach der EU-Norm angeben, denn dazu sind sie bei Expeditionsschlafsäcken nicht mehr verpflichtet. Dann kann so ein Wert eher positiv ausfallen (z. B. bei Nahanny), weil man dort auf Nummer sicher geht. Es kann aber auch sein, dass die Werte etwas zu schön gerechnet scheinen. Solche Schlafsäcke sind nicht automatisch schlecht, ich würde nur immer 5° Celsius Differenz abziehen.
Isolationswerte über die Lofthöhe bestimmen?
Für Daunenschlafsäcke gibt es eine Daumenregel (oder Daunenregel?), mit der du die Isoliereigenschaften anhand der Dicke näherungsweise bestimmen kannst, wenn du sonst keine verlässlicheren Angaben findest. Gerade beim Gebrauchtkauf kann die Lofthöhe eine Hilfe zur Orientierung sein, wie gut es um die Füllung steht. Dabei misst du entweder nur den Loft des Oberteils deines Schlafsackes oder den gesamten Schlafsack. Lege eine leichte Pappe auf den Schlafsack und miss die Höhe vom Boden.
Lofthöhe Oberteil cm | Lofthöhe Gesamt cm | ca. Grenztemperatur ° C |
---|---|---|
5 | 10 | +01 |
6 | 12 | -03 |
7 | 14 | -07 |
8 | 16 | -11 |
9 | 18 | -15 |
10 | 20 | -19 |
11 | 22 | -23 |
12 | 24 | -27 |
13 | 26 | -31 |
Im Temperaturbereich, wo ich von einem Schlafsack für Wintertouren sprechen würde, macht 1 cm Loft (einfach) also etwa 4° Celsius Temperaturgewinn aus. Das deckt sich in etwa mit den Modellen, in denen ich bisher geschlafen habe. Beachte aber, dass dieses Modell zur Vereinfachung von einem linearen Verlauf ausgeht und der tatsächliche Temperaturgewinn je Zentimeter abnimmt.
Bauweise Winterschlafsack
Neben der Lofthöhe ist es bei Daunenschlafsäcken wichtig, wie die Daunen im Schlafsack untergebracht sind. Die Daunenfüllung befindet sich in Kammern im Schlafsack, damit die Füllung nicht verrutscht. Diese oft mehr als 25 Kammern sind aufwendige Konstruktionen, da sie anders als bei dünnen Daunenjacken oder -decken nicht durchgesteppt sind. An der Naht würde sonst eine Wärmebrücke für Wärmeverlust sorgen. Besser sind H-Kammern oder Trapezkammern mit großen Zwischenstegen. Die wärmsten Kammern bilden Doppel-H-Kammern (sicherer) und V-Kammern (leichter). Bei diesen V-Kammern stehen die Stege schräg wie ein V zueinander und verhindern so sehr gut, dass sich Wärmebrücken überhaupt bilden können. Gleichzeitig sind sie sehr leicht.
Die Kammern sind übrigens oft auf der Unterseite des Winterschlafsacks weniger stark befüllt, da du sie dort ohnehin platt liegst. Wenn du notorischer Seitenschläfer bist, dann empfehle ich dir, auf Modelle mit einer Daunenverteilung 50/50 % zu achten.
Auch Kunstfaserfüllungen werden in der Schlafsackhülle fixiert, um ein Verrutschen zu verhindern. Dort gibt es aber keine Kammerkonstruktionen, sondern eher Schindeln.
Besondere Ausstattung bei der Bauweise
Für Menschen mit verfrorenen Füßen gibt es Modelle mit extra warmer Fußbox. Auch ein dicker Wärmekragen ist sehr hilfreich. Noch wichtiger ist jedoch eine gut sitzende und fette Kapuze, die zugezogen nur ein kleines Atemloch freilässt. Zusätzlich verrichtet auch eine warme Mütze im Schlafsack wahre Wunder. Eine Menge Wärme geht sonst über den Kopf verloren. Idealerweise ist der Stoff um das Atemloch stark wasserabweisend, weil sich hier gerne Raureif bildet.
Bei den Außenmaterialien eines Schlafsacks vertrauen alle Hersteller auf Kunstfasern in unterschiedlichen Qualitäten und Gewichten.
Außenmaterialien eines Winterschlafsacks
Wasserabweisend sollte die Außenhülle bei einem Schlafsack für Wintertouren immer sein, schau einfach nur auf das Foto oben und du weißt warum. Wie sinnvoll eine richtig wasserdichte Außenhülle ist, führt häufig zu langen Diskussionen. Wirklich (regen-)wasserdicht wird der Schlafsack damit übrigens nicht, denn die Nähte sind nicht versiegelt. Bei einem geplanten Biwak würde ich daher immer zusätzlich einen geräumigen, atmungsaktiven Biwaksack wie den Alpkit Hunka XL wählen oder im Windsack schlafen.
Für regelmäßige Nächte in einer tropfenden Schneehöhle oder falls Flugschnee auf die Isomatte kommt, sind die wasserdichten Stoffe der Schlafsäcke ausreichend und im Vorteil. Für diesen Anwendungsbereich würde ich dir ein solches Modell empfehlen. Western Mountaineering verwendet als Membran Gore Windstopper, Cumulus nutzt Pertex Quantum Pro, wieder andere Hersteller haben weitere Bezeichnungen. Wasserdichte Schlafsäcke lassen sich übrigens auf links gedreht besser verpacken, weil dann die Luft entweichen kann.
Wasserabweisend reicht meist
Es gibt jedoch Gründe für einen „nur“ wasserabweisenden Stoff. Erstens ist er leichter und zweitens kann die Feuchtigkeit schneller aus dem Winterschlafsack entweichen. Solche Modelle trocknen also schneller in Sonne und Wind. Auch deine nächtlichen Ausdünstungen frieren nicht von innen an der äußeren Membran fest, wenn du ohne VBL darin schläfst. Reif und Kondensat im Zelt machen dem Stoff im gefrorenen Zustand von außen wenig aus und dringen nicht direkt in die Füllung ein. „Keine Membran“ heißt ja nicht, dass diese Stoffe überhaupt keinen Schutz haben. Die DWR Imprägnierung muss man dann halt irgendwann einmal erneuern. Trotzdem ist hier mehr Sorgfalt gefragt, um die Füllung nicht zu durchfeuchten.
Diese Füllung besteht in der Regel entweder aus Daunen oder Kunstfasern, wobei es selten auch Kombinationen aus beiden Isolationsmaterialien gibt. Beide Füllstoffe gibt es in unterschiedlichen Qualitäten.
Füllung des Winterschlafsacks
Daunenfüllungen bestehen hauptsächlich aus den weichen Daunen und einem kleinen Federanteil. Der Daunenanteil sorgt für die Wärme und der Federanteil stützt die Daune und fördert so den Loft. Oft werden Daunen im prozentualen Verhältnis 90/10 zu Federn verwendet, teilweise auch 95/5.
Der cuin-Wert sagt etwas über die Bauschkraft der verwendeten Daune aus, wobei 650+ cuin guter Standard, 750+ cuin hochwertige Daune und alles über 800 cuin atemberaubend hochwertig ist.
Übrigens: Je höher der cuin-Wert, desto feuchtigkeitsempfindlicher sind die Daunen häufig. Dafür lassen sie sich besser komprimieren und sind bei gleichem Gewicht etwas wärmer. Überprüfen lässt sich die cuin-Angabe aber kaum. Auch für die Qualität der Hohlfasern haben die Hersteller meist eigene Bezeichnungen, sodass ein Vergleich schwieriger bis unmöglich ist.
Die europäischen cuin-Werte sind grundsätzlich etwas niedriger (~10 %) als die amerikanischen, weil unterschiedliche Testverfahren angewendet werden. Gänsedaunen erreichen höhere cuin-Werte als Entendaunen. Mehr dazu findest du bei explore borders, die sich auch Zeit für eine kritische Betrachtung der Daunengewinnung nehmen.
Ethische Daune?
Lebendrupf ist in der EU verboten und europäische Daunen sind daher chinesischen Daunen (60 % Marktanteil der weltweiten Daunenproduktion) vorzuziehen. Allerdings ist das Raufen während der Mauser vom Verbot ausgenommen. Lukrativer als die Daunengewinnung als Beiprodukt der Schlachtung ist das mehrfache „Ernten“ einer Gans und auch die Daunenqualität steigt mit zunehmendem Alter.
Bei einem cuin-Wert über 700 kannst du daher im Allgemeinen davon ausgehen, dass es sich um Daunen älterer, lebender Tiere handelt. Jetzt könnte man sagen: Wenn dies in der Mauser der Gänse passiert, ist es „tierfreundlicher“ als außerhalb der Mauser. Aber bei einer großen Zahl an Tieren sind eben nie alle gleichzeitig in der Mauser.
Nur wenige Hersteller gehen andere Wege und saugen die polnischen Daunen aus den Nestern (Western Mountaineering) oder recyceln alte Daunen in einem Pilotprojekt (Mountain Equipment). Auch Feathered Friends spricht sich gegen Lebendrupf aus, ebenso Roberts aus Polen. Weiterhin spricht auch die Firma Valandre von Totrupf bei ihren französischen Graugänsen. Wie tief man in die Details der Labels und Aussagen einsteigen mag, ist jedem selbst überlassen.
Imprägnierte Daune?
Verarbeitete Daunen sind hygroskopisch, also wasseranziehend. Im feuchten Zustand verlieren Daunen ihre Isolationswirkung. Gänse fetten im lebenden Zustand deswegen ständig selbst nach. Manche Hersteller imprägnieren ihre besonders hochwertigen Dauen daher zusätzlich und bieten so hydrophobierte Dauen an. Besonders bei den empfindlichen Daunen mit hohem cuin-Wert findet sich diese Nachbehandlung. Allerdings muss dazu das restliche natürliche Fett in den Daunen ausgewaschen werden und wird dann durch Silkongemische ersetzt. Wie nützlich diese Innovation ist, musst du selbst entscheiden. Ich würde jedenfalls immer zuerst darauf achten, dass die Feuchtigkeit gar nicht erst zur Füllung gelangen kann. Von innen schützt ein Vapour Barrier Liner, von außen ein Biwaksack oder das Zelt.
Vorteile und Nachteile von Kunstfaserfüllung
Feuchtigkeit schadet der Füllung etwas weniger. Der Schlafsack kann auch in entsprechend sehr feuchter Umgebung wie zum Beispiel bei viel Kondensat oder Nebel noch sehr gut wärmen, da die Füllung feucht nicht so sehr in sich zusammenfällt. Kunstfaserschlafsäcke sind in der Anschaffung etwas günstiger, da ihre Hohlfasern in der Herstellung weniger aufwendig sind.
Kunstfaserfüllung lässt sich jedoch schlechter komprimieren als Daune. Der Packsack wird daher etwas größer ausfallen. Außerdem ist die Füllung bei gleicher Wärmeleistung etwas schwerer und wird nicht so lange halten, weil die Fasern mit der Zeit brüchig werden.
Vorteile und Nachteile von Daunenfüllung
Daune hat das beste Verhältnis von Wärme zu Gewicht. Der Schlafsack kann dadurch etwas leichter ausfallen. Bei guter Behandlung hält ein Daunenschlafsack viele Jahre. Dazu gehören zum Beispiel die offene Lagerung und professionelle Reinigung. Das Schlafklima ist in Daune etwas angenehmer, was bei Verwendung eines VBL-Inletts aber irrelevant ist.
Daune lässt sich zwar stark komprimieren, sollte aber über Monate nicht komprimiert gelagert werden, da sie damit ihre Bauschkraft einbüßen kann. Ihr guter Temperaturwert wird anschließend nicht mehr erreicht. Den gleichen Schaden kann Feuchtigkeit anrichten, weil sie die feinen Daunen verklumpen lässt. Beim Auspacken braucht der fette Schlafsack für Wintertouren immer eine Weile, bis er sein volles Volumen erreicht hat.
Schnitt des Winterschlafsacks
Ein Schlafsack für Wintertouren ist üblicherweise in Mumienform geschnitten und sollte so eng anliegen, dass möglichst wenig Luft innerhalb erwärmt werden muss.
Andererseits sollte er weit genug sein, um sich darin noch etwas bewegen zu können oder um Kleidung im Fußraum warm halten zu können. Profis benutzen im Schlafsack ihre Pee-Bottle für das nächtliche „Müssen müssen“ und ziehen sich teilweise bereits im Schlafsack um. Auch beim Abwettern im Zelt freut man sich über die Möglichkeit verschiedener Liegepositionen im Schlafsack, denn in diesem verbringt man seine Zeit normalerweise.
Wer sich mit dicker Wollunterwäsche noch im sonst körpernah anliegenden Schlafsack drehen kann, sollte die richtige Größe gewählt haben. Hersteller wie Roberts in Polen oder Nahanny in Rumänien stellen hochwertige Maßanfertigungen her, wenn du nichts von der Stange findest.
Weitere Eigenschaften für den Schlafsack für Wintertouren
Neben Wärmekragen, Kapuze, Abdeckleiste und Fußbox gibt es noch andere sinnvolle Ausstattungsmerkmale:
- kleine Innentasche am Kragen (für Brille, Müsliriegel, Tabletten oder kleine Geräte)
- Schlaufen am Fußende außen und innen (zum Trocknen oder Fixieren eines Inletts)
- dunkler Innenstoff (schnelles Trocknen in der Sonne)
- kurzer Reißverschluss (wo keiner ist, da kann nichts durchziehen)
- wasserdichte Außenhülle (im Biwak)
- Fixiermöglichkeit für Isomatte (kein Verrutschen)
Wie viel kostet ein Schlafsack für Wintertouren?
Ein Kunstfaserschlafsack ist in der Anschaffung günstiger und kostet etwa 400 Euro aufwärts. Die vielen Vorteile sprechen aber für einen Daunenschlafsack und dort steigst du mit 600 Euro ein und kannst für ein Premiummodell auch schnell 1000 Euro hinlegen.
Schlafsack für Wintertouren – Weitere Tipps und Tricks
Wer genug Loft im Daunensack haben will, sollte diesen nach Aufbau des Lagers immer gleich im Zelt ausbreiten und erst dann mit dem weiteren Einrichten oder dem Kochen vor dem Zelt beginnen. (Beim Kochen im Zelt ist es besser, den Schlafsack erst später auszupacken, um ihn vor der Feuchtigkeit zu schützen.) Die Daune braucht ihre Zeit zur Entfaltung. Um diesen Loft zu erhalten, sollte der Schlafsack zu Hause unkomprimiert und vor allem trocken gelagert werden. Dafür eignen sich ein Netzsack oder ein alter Kopfkissenbezug. Ich empfehle dieses Vorgehen auch für Kunstfaserschlafsäcke.
Um es im Schlafsack schneller kuschelig warm zu haben, lohnt es sich, vor dem Schlafengehen eine Wärmflasche oder einen Taschenofen in ihn zu legen und seinen Kreislauf durch drei schnelle Runden ums Zelt in Gang zu bringen.
Die Hardshelljacke über dem Fußende schützt in kleinen Zelten gut vor Feuchtigkeit und deine Daunenjacke kannst du im Extremfall ausgebreitet über deinen Schlafsack legen. Plane das aber nicht als feste Reserve ein, denn es verrutscht leicht.
Bei tiefen Temperaturen einen dicken Winterschlafsack wählen oder zwei dünne Säcke miteinander kombinieren?
Wenn es öfter losgehen soll, empfehle ich nur einen robusten Daunenschlafsack mit dem passenden Temperaturspektrum zu wählen. Der Winter in Skandinavien ist nichts für Experimente mit Einsparungen im Gramm-Bereich. Für die ersten Tests gehen sicher auch zwei 3-Jahreszeiten-Schlafsäcke als Kombination. Nur ist das auf Dauer sehr fummelig. Wichtig dabei ist, dass die Schlafsäcke unterschiedlich groß sind, damit sie sich nicht gegenseitig die Isolation platt drücken.
Trotz gutem Schlafsack kann es passieren, dass einzelne Kälteperioden auf Tour sehr viel kälter ausfallen als erwartet und du dafür ein Backup brauchst. Genauso ist eine Kombination aus Übernachtungen im Zelt und in Hütten möglich, wo dir der Winterschlafsack in der beheizten Hütte zu warm wäre.
Für solche Fälle eignen sich entweder Thermo-Inletts wie der Sea to Summit Thermolite Reactor extreme oder ein Überschlafsack wie das Carinthia XP (Explorer) Top. Beide können solo als Hüttenschlafsack verwendet werden und erweitern den Temperaturbereich erfahrungsgemäß um ca. 5-10° Celsius, ohne allzu viel Stauraum zu benötigen. Carinthia sichert 6° Celsius Temperaturgewinn zu, etwas mehr wird es nach meiner Erfahrung sein. Andere setzen darauf, nur die Isolation auf der Oberseite zu erhöhen wie der Cocoon Over Bag. Wie bei einem Quilt darfst du dich dann aber nicht mit dem Schlafsack auf die Seite drehen, sondern nur in ihm.
Auch ein Seideninlett kann die Nacht um ein bis zwei Grad wärmer werden lassen, macht aber nur ohne VBL Sinn.
VBL, wenn’s länger auf Tour geht
VBL steht für Vapour Barrier Liner und lässt sich als Dampfsperre übersetzen. Diese verhindert das Eindringen von ausgedünsteter Körperfeuchtigkeit in die Schlafsackfüllung und damit das Verklumpen der Daunen beim Komprimieren. Dieses Inlett ist komplett wasserdicht!
Wer sich vorstellen kann, wie das Klima in dieser Hülle nach einer Nacht ist, versteht schnell, dass ein VBL oben am Hals möglichst eng anliegen muss. Ansonsten würde sich die Luft im VBL austauschen und durch die Verdunstungskälte würde es unangenehm kühl. Wenn man morgens aus dem Schlafsack krabbelt, wird es ebenfalls kurz frisch in der langen Merinounterwäsche. Ohne diese Unterwäsche ist es im VBL aber wirklich unangenehm feucht.
Für Touren bis zu einer Woche Dauer ist oft noch kein VBL notwendig, bei längeren Touren kann sich die Feuchtigkeit im Schlafsack für Wintertouren allerdings durch niedrigere Wärmeleistung und höheres Gewicht bemerkbar machen. VBL-Gegner schwören auf die Alternative, den Schlafsack jeden Morgen oder in den Pausen gut durchlüften und von der Sonne trocknen zu lassen. Das funktioniert auch gut, solange die Bedingungen passen und es nicht zu feucht ist.
Da das Thema gerne diskutiert wird, findest du hier einen ausführlichen Beitrag über das Wundermittel Vapour Barrier Liner.
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Tipps zur Reinigung
Da ein Schlafsack für Wintertouren aller Wahrscheinlichkeit nach zu groß für eine Haushaltswaschmaschine ist, bleiben eigentlich nur der Waschsalon oder eine professionelle Reinigung. Wer normalerweise im Inlett oder einem VBL schläft, braucht jahrelang keine Reinigung. Wer den Schlafsack normal nutzt, sollte es erst einmal mit Lüften oder für einzelne Flecken mit einem feuchten Lappen versuchen. Ist die Reinigung wirklich unumgänglich, würde ich das nicht selbst in die Hand nehmen, sondern einen professionellen Service wie vom Outdoor-Service-Team in Berlin nutzen. Diese können dann bei einem in die Jahre gekommenen Schlafsack auch gleich noch ein paar Daunen auffüllen.
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Hei, du schreibst vom outdoor service team.
Die sind ja in Berlin ansässig, dass weiß ich, weil ich seit ein paar Wochen im Camp4 arbeite und wir dort häufig Schlafsäcke zur Reinigung abgeben. Also wohnst du auch in Berlin?
Ich plane jetzt mit 20 meine erste eigene Wintertour für 2020. Vielleicht könntest du mir ja Tipps geben, man könnte sich auf was zu trinken treffen und du nen Blick auf meine Ausrüstung werfen.
LG Paul.
Moin Paul,
mit Camp4 hast du doch einen der besten Ausrüster für Wintertouren an der Hand. Eure Acapulka-Leihpulka reservierst du dir am besten gleich. Und Mont-k ist ebenfals in Berlin, da haben auch einige richtig Ahnung von Wintertouren, speziell von Ski und Schuhen. Ich selbst wohne nämlich nicht in Berlin sondern in Hannover. Falls es dich mal hierher verschlägt, können wir gerne plaudern. Ich bekomme auch häufig Fragen per E-Mail. Da kannst du dich ebenfalls melden. Ich teile meine Erfahrung gern, aber frag dich immer bei allen durch. Dann kannst du das beste für dich(!) zusammensuchen.
Herzliche Grüße
Malte
Dank auch für die Tabelle mit dem Loft. Sie deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Im Gegensatz zu Kunstfaser kann Daune gut in der Waschmaschine gewaschen werden. JOTUNSEN hatte in meinem 1800M sogar eine Anleitung eingenäht:
60° mit Feinwaschmittel in Trommel mit mind. 7kg, auf links drehen, extra Spülen, Schleudern, möglichst im Trockner bei 30-40° trocknen.