Ein wenig Wärme im Zelt

Sobald die Sonne im winterlichen Fjell verschwindet, wird es merklich kälter. Das Zelt schützt dich zwar vor dem eisigen Wind, aber für ein wenig Wärme im Zelt braucht es mehr, da ein Zelt kaum isoliert. Die einzige dauerhafte Wärmequelle ist deine Körperwärme und dein Schlafsack kann damit richtig gemütlich werden. Voraussetzung ist allerdings, dass du nicht zu ausgepowert bist und noch genug innere Wärme erzeugen kannst. Für etwas zusätzliche Wärme gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich dir hier vorstellen möchte.

Inhaltsverzeichnis

Eine kleine Gaslaterne

Eine kleine Zeltlaterne mit Gaskartusche gibt im Zelt neben dem Licht auch Wärme ab. Bei niedrigen Temperaturen erwärmt sie die Umgebung dadurch zwar nur um wenige Grad, aber es reicht, um sich die Finger aufzuwärmen.

Eine kleine Laterne mit Edelstahlgitter (statt Glas) ist robust und findet schnell noch einen Platz im Gepäck. Ein Beispiel ist die Primus Micron Laterne. Denke beim Betrieb aber immer an ausreichend Frischluftzufuhr und hänge sie am besten auf, damit sie nicht umkippen kann. Auch mit solch einer Laterne besteht immer Brandgefahr! Verwende sie nicht, wenn du dabei einschlafen könntest. Im freiluft-blog findest du alles zum richtigen Umgang und dem Einbrennen des Glühstrumpfes.

Der einzige Haken: Licht gibt es zwar umsonst dazu, aber selbst gute Gaskartuschen funktionieren bei sehr niedrigen Temperaturen (unter -12°) nicht zuverlässig, weil das restliche Gas in der Kartusche nicht mehr verdampft, wenn der Propananteil verbraucht ist.

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Den Kocher laufen lassen

Es ist naheliegend und verlockend, den Winterkocher nach dem Schneeschmelzen noch ein wenig weiterlaufen zu lassen. Aber es ist auch sehr gefährlich. Während du deine Zeltlaterne noch aufhängen kannst und sie mit Gas recht sicher betreibst, ist so ein Benzinkocher ein wahrer Flammenwerfer und unbeaufsichtigt wirklich gefährlich.

  • offene Flamme: es steht dann kein Topf auf dem Brenner, der die Flamme abschirmt (ein leerer Topf würde überhitzen und Wasser im Topf für Kondensation und Feuchtigkeit sorgen)
  • regelmäßige Wartung: der Druck des Kochers muss regelmäßig kontrolliert werden
  • große Gefahr: Risiko einer CO/CO₂-Vergiftung bei geringer Frischluftzufuhr
  • erhöhter Brennstoffbedarf, der so im Benzin-Rechner nicht einkalkuliert wurde

Der Kocher ist eine zuverlässige Wärmequelle, wenn du das Zelt schnell aufwärmen musst, weil zum Beispiel jemand ins Eis eingebrochen ist. Du solltest es dir aber sonst gut überlegen, ob es dir die Gefahren wert sind, deine Ausrüstung abzufackeln oder nicht wieder aufzuwachen. Und wenn du den Kocher trotzdem benutzt, lege dich niemals hin, damit du nicht doch einschläfst.

Ein Zeltofen im Lavvu ist Luxus für Wärme im Zelt, aber unterwegs zu schwer für die Pulka (Foto: Malte Hübner)
Ein Zeltofen im Lavvu ist Luxus für Wärme im Zelt, aber unterwegs zu schwer für die Pulka

Zeltofen ultralight

Ein Zeltofen aus Edelstahl ist eine großartige Erfindung und wir nutzen solch eine Heizung in unserem Lavvu, wenn wir als Familie oder Gruppe im Winter im Basislager wohnen. Aber selbst mit meiner Pulka möchte ich dieses 13-Kilo-Monster nicht über längere Strecken transportieren.

Anders sähe es mit einem ultraleichten Zeltofen aus Titan aus. Solche Modelle lassen sich in der Regel zusammenklappen oder auseinander bauen. Das Gewicht wäre mit 2 Kilo auch noch vertretbar. Ich selbst habe keine Erfahrung mit solchen UL-Zeltöfen und habe es auch noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, da auf meinen bisherigen Touren einfach zu wenig Holz vorhanden war. Selbstverständlich kommt nur Totholz infrage und dieses wird unter viel Schnee verborgen sein.

Eindeutiger Vorteil eines Ofens wäre es, abends für zwei Stunden Wärme im Zelt produzieren zu können. Du erreichst bis zu 30° Celsius Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur. Danach sollte der Körper wieder aufgeheizt sein und über Nacht geht der Ofen eh aus. So könntest du dich also einmal am Tag ordentlich aufwärmen und deine Kleidung trocknen.

In der Regel sind Lavvus besser belüftet, aber auch hier gilt der Hinweis: Denke bitte an genug Sauerstoffzufuhr, damit du morgens wieder aufwachst.

Teelichte können ein Zelt nicht ausreichend erwärmen, sorgen aber für eine kleine Wärmequelle in unmittelbarer Umgebung (Foto: Lutz Grünke)
Teelichte können ein Zelt nicht ausreichend erwärmen, sorgen aber für eine kleine Wärmequelle in unmittelbarer Umgebung

Taschenofen

Gute Taschenöfen gibt es mit Kohlestäbchen und mit Benzintank, benötigen also beide einen Brennstoff. Und da liegt bei den Kohlestäbchen auch schon der erste Nachteil. Diese müssen für eine saubere Verbrennung sehr trocken gelagert werden und brechen manchmal. Sicher verstaut taugen sie aber für eine Wintertour und spenden ein paar Stunden angenehme Wärme.

Die Benzintaschenöfen haben einen Katalysator zur „Verbrennung“. Ich verwende bisher ein etwas teureres Modell des japanischen Herstellers Peacock. Dieser Handwärmer funktioniert dafür zuverlässig und es läuft auch nichts aus. Und Benzin hast du meistens bereits für den Kocher dabei. Ich empfehle aber möglichst sauberes Benzin und keines von der Tankstelle. Das stinkt dann auch weniger.

Wichtig für die korrekte Funktionsweise ist, dass der Ofen sich in seiner Tasche oder dem Schlafsack befindet und nicht zu viel Sauerstoff (kaum Wärmeentwicklung) oder zu wenig Sauerstoff (Ofen geht aus) bekommt.

Ich habe drei Verwendungsmöglichkeiten für meinen Taschenofen:

  • Innentasche der Daunenjacke, wenn man abends noch draußen sitzt
  • Schlafsack vorwärmen
  • Stiefel vorwärmen oder etwas trocknen

Ein Taschenofen verbrennt so langsam, dass du für mehrere Stunden Wärme hast. Er ist also ein echter Tipp für etwas Wärme im Zelt!

Wärmflasche

Meinen Schlafsack wärme ich noch lieber mit einer Wärmflasche vor. Diese wird beim abendlichen Schneeschmelzen gefüllt und kommt dann in den Schlafsack. Ich schleppe keine Gummi-Wärmflasche mit, sondern nutze eine Weithalsflasche mit einem Liter Fassungsvermögen. Der Schlafsack ist dann angenehm temperiert, wenn ich hineinsteige. Und bevor die Flasche morgens wieder kalt ist, trinke ich sie über Nacht noch aus. Das ist auch gut so, weil ich tagsüber nicht genug trinke.

Einwegwärmer

Einwegwärmer gibt es in verschiedenen Größen und Formen. Sie funktionieren durch eine chemische Reaktion nach ihrer Aktivierung durch Luftkontakt. Anschließend geben sie etwa 2 bis 3 Stunden lang Wärme ab. Ein paar von diesen kleinen Helfern kann man gut im Gepäck haben, gerade auch für die Versorgung bei leichter Unterkühlung. Dort kommt dann ein Einweg-Wärme-Pad unter jede Achsel der unterkühlten Person im Schlafsack, bis das Wasser auf dem Kocher warm genug ist, um eine richtige Wärmflasche zu füllen.

Leider sind die chemischen Wärmespender nicht immer ganz zuverlässig. Ich habe sogar den Eindruck, dass sie bei wirklich tiefen Temperaturen unter -20° Celsius nicht mehr richtig funktionieren. Also gerade dann, wenn man sie vielleicht wirklich gut brauchen kann.

Aneinander kuscheln

Ob als Pärchen eng aneinander oder einfach nur aufgereiht wie die Sardinen in der Büchse, je mehr Menschen nah beieinander liegen, desto wärmer wird es. Wer am meisten friert, kommt also in die Mitte.

Bitte fallt als Paar nicht auf die Idee koppelbarer Schlafsäcke herein. Die viele Luft im Inneren müsst ihr zusätzlich erwärmen, sodass diese Variante am Ende kälter sein kann als ein eigener Winterschlafsack.

Alle liegen in ihren Schlafsäcken, denn ohne ist es zu kalt (Foto: Malte Hübner)
Alle liegen in ihren Schlafsäcken, denn ohne ist es zu kalt

Am Essen und Trinken wärmen

Nach einem langen Tag in großer Kälte freue ich mich auf mein Zelt, meinen Schlafsack und einen Haufen Kalorien, um meine Speicher wieder aufzufüllen. Besonders angenehm ist es, wenn das Essen dafür schön heiß ist. Das wohlige Gefühl, welches sich danach von innen einstellt, ist einfach zu schön: satt, warm, müde. Jetzt noch einen Tee oder eine heiße Schokolade hinterher und die Welt ist wieder in Ordnung. Nur gut genährt kann die körpereigene Heizung funktionieren.

Alkohol solltest du hingegen nicht zum Aufwärmen nehmen, das dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Der kleine Schuss Rum im heißen Kakao nach einer gelungenen Tour bringt dich dem Kältetod aber nicht gleich näher.

In eine Hütte gehen

Wenn dir die Abende im Zelt zu kalt sind, eignen sich in den meisten Gebieten Hütten des DNT, STF oder privater Betreiber als warme Rückzugsorte. Viele Skandinavier können erfahrungsgemäß sowieso nicht verstehen, warum die Ausländer im Zelt schlafen, wenn es doch eine warme Hütte in der Nähe gibt. Vielerorts sind Winter-Hüttentouren ganz ohne Zelt möglich.

Da die Nächte im Zelt aber nun einmal ihren eigenen Charme haben, taugen die Hütten gut als Backup für besonders kalte Nächte, Unwetter oder Pausentage. Auch eine ausgedehnte Mittagspause in einer Hütte kann dir den Tag versüßen.

Weil alles nass war, haben wir neben einer Schutzhütte mit Feuerstelle gezeltet (Foto: Malte Hübner)
Weil alles nass war, haben wir neben einer Schutzhütte mit Feuerstelle gezeltet

Problematisch: elektrische Wärmespender

Für den Skisport gibt es elektrische Schuhwärmer als Einlegesohle oder beheizbare Handschuhe. Problematisch sind dabei immer die Akkus. Erstens leiden die Akkus in der andauernden Kälte und haben gerade einmal Kapazität für einen Tag. Und zweitens hast du in der Regel keine Möglichkeit, diese wieder aufzuladen. Mit einem Solarpanel bräuchtest du auch bei optimalen Bedingungen mindestens einen Tag. Für einen einzigen Tag Wärme auf einer Tour sind alle diese Modelle daher leider zu schwer und erscheinen mir ungeeignet.

Wie sorgen andere für Wärme im Zelt?

Ich habe mich hier eher auf die Wärme „von außen“, also durch eine Heizquelle konzentriert. Wie du sonst für eine wärmere Nacht im Schlafsack sorgen kannst, beschreibt dir Alex von Bergreif.de im Artikel „Zelten im Winter – So bleibst du selbst bei Minusgraden schön warm im Schlafsack!“

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

2 Gedanken zu „Ein wenig Wärme im Zelt“

    • Hallo Hendrik, das stimmt. Du musst es so machen wie ich und dich auch im Sommer in den Norden verdrücken. Die 17 Grad sind hier sehr schön!

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