Was als kalt empfunden wird, hängt vor allem vom subjektiven Kälteempfinden ab. Es gibt eben Frostbeulen und hartgesottene Menschen mit innerer Hitze. Dabei ist für alle gleich: Draußen in der Natur muss unser Körper selbst für Wärme sorgen. Er ist das Wärmekraftwerk und unsere Kleidung seine Isolation. Normale Kleidung wärmt nicht selbst, sondern isoliert und hält die Wärme am Körper. Wir frieren, wenn entweder nicht genug Wärme produziert wird oder die Isolation nicht ausreicht.
Inhaltsverzeichnis
Warum verlieren wir Wärme?
Der Körper gibt über die Haut und Atmung ständig Wärme nach außen ab. Dies geschieht vor allem durch
- Wärmestrahlung (Radiation),
- Wärmeleitung (Konduktion) oder
- Wärmetransport über die Luft (Konvektion).
Die Kleidung hat die Aufgabe, die erwärmte Luft am Körper zu halten. Dazu bietet sich zum Beispiel winddichte Oberbekleidung an. Sitzt diese jedoch zu weit oder locker wie ein Sack, tauscht sich bei Bewegung die erwärmte Luft im Inneren gegen kalte Außenluft aus. Winddurchlässige Strickwolle kann bei Windstille genügen, schon ein leichter Luftzug lässt einen darin jedoch auskühlen. Schuld daran ist der Windchill-Effekt, also das Auskühlen durch Wind. Die aufgewärmten Luftschichten um den Körper werden einfach weggeweht.
Wärmeleitung spielt vor allem beim Sitzen oder Liegen auf eisigem Untergrund eine Rolle. Daher sollte immer eine ausreichend dicke Isomatte oder ein Sitzkissen genutzt werden. Wenn du ohne Handschuhe sehr kaltes Metall anfasst, kann durch die hohe Wärmeleitung sogar deine Haut daran festfrieren.
Durch zu starkes Schwitzen kann die Isolationsschicht ihre Wirkung verlieren: Daunen fallen in sich zusammen, nasse Kleidung leitet die Wärme besser und mit der Verdunstungskälte kommt eine weitere Form des Wärmeverlustes hinzu.
Wann frieren wir?
Sobald der Mensch zu viel Wärme verliert, weicht die Körpertemperatur von den konstanten 37° Celsius ab und man friert. Dabei handelt es sich zunächst um ein Warnsignal des Körpers vor Unterkühlung.
Der Körper reagiert entsprechend mit aufeinander aufbauenden Abwehrmechanismen:
- Die Blutgefäße in der Hautoberfläche ziehen sich zusammen und es fließt weniger Blut durch die äußeren Hautschichten. Füße und Hände frieren meist zuerst.
- Der Körper versucht, durch Muskelbewegung Wärme zu erzeugen. Wir beginnen zu zittern und mit den Zähnen zu klappern.
- Der Körper zieht das Blut in der Körpermitte zusammen, um die lebenswichtigen Organe warmzuhalten. Die Lippen färben sich blau, Finger und Füße haben ein leichtes Taubheitsgefühl.
- Ab hier hört das bloße Frieren auf und ernsthafte Schäden sind möglich: Im schlimmsten Fall musst du bei einer Unterkühlung oder Erfrierungen Erste Hilfe leisten.
Frieren Frauen eher als Männer?
Einen Hauptfaktor für den Schutz gegen das Frieren macht der Muskelanteil der Körpermasse aus. Insofern haben Männer einen kleinen physiologischen Vorteil, wenn sie denn trainiert sind. In der Praxis hängt das Frieren von so vielen Faktoren (Müdigkeit, Erschöpfung, Hunger, Gesundheitszustand, mentale Verfassung …) ab, dass sich mir noch kein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern gezeigt hat.
Feuchte vs. trockene Kälte
Ich persönlich empfinde den Temperaturbereich zwischen -5° und 0° Celsius am unangenehmsten. Diese feuchte Kälte kriecht unter die Kleidungsschichten, alles wird klamm und auch nachts musst du mit sehr viel Kondenswasser im Zelt rechnen. Ab -10° Celsius kann die Luft kaum noch Feuchtigkeit aufnehmen und diese trockene Kälte empfinde ich als deutlich angenehmer. Bis etwa -25° Celsius kann ich mich gut mit den Temperaturen arrangieren, danach wird es richtig kalt. Da funktioniert vieles noch mal ein bisschen anders, vor allem aber langsamer. Andererseits habe ich deutlich niedrige Temperaturen auf meinen Touren im März oder April auch eher selten erlebt.
Können wir uns das Frieren abtrainieren?
Wie warm kann ein erster Frühlingstag bei 12° Celsius sein und wie kalt empfinden wir diese Temperatur im Herbst nach einem heißen Sommer? Unser Kälteempfinden ist vor allem eine Frage der Gewohnheit. Nach mehreren Tagen im Schnee wird uns in der ausgekühlten Wohnung zu Hause trotzdem ein dünnes Shirt reichen. Wir können uns demzufolge ein wenig gegen Kälte immunisieren und bei großen Temperaturunterschieden durch die Anreise hilft es, ein oder zwei Tage zum Akklimatisieren vor Ort einzuplanen.
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Was hilft gegen das Frieren?
Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Alkohol so ziemlich das schlechteste ist, was du gegen das Frieren wählen kannst. Neben der Erweiterung der Blutgefäße als körperliche Reaktion (mehr Wärme wird abgegeben!) können wir nicht mehr alle Warnsignale richtig einordnen.
Besser sind heißer Tee oder heiße Suppe. Gewürze wie Chili oder Ingwer kurbeln den Kreislauf an und sorgen so für mehr Wärme. Sowieso solltest du immer auf genug Energiezufuhr achten, damit dein Körperkraftwerk gefüttert wird.
Vor dem Schlafen sollte der Körper immer warm sein. Ich empfehle dafür mindestens drei schnelle Laufrunden ums Zelt nach dem letzten Austreten. Auch eine Wärmflasche wirkt wahre Wunder. Vor allem gilt es, aus dem Wind zu kommen und genügend Isolierschichten (Daunenjacke, Schlafsack, Isomatte) anzulegen. Es gibt auch einige Möglichkeiten für ein wenig Wärme im Zelt.
Tagsüber lohnt sich ein Blick auf die richtige Bekleidung nach dem winteroptimierten Zwiebelprinzip. Konkrete Beispiele für geeignete Kleidungsschichten findest du hier: eine warme Mütze, eine winddichte Tourenjacke oder ein Etaproof-Anorak, eine Tourenhose, die richtigen Handschuhe und warme Füße.
Auf eine heiße Dusche am Abend solltest du nach einem Tag in eisiger Kälte übrigens nicht zu schnell zurückgreifen, sondern dich erst ausreichend aufwärmen, damit dein Herz-Kreislauf-System nicht überfordert wird. In der Regel steht uns dieser Luxus auf Tour aber sowieso selten zur Verfügung. Ein Problem weniger!
Ist Kälte das einzige Problem?
Frieren oder Kälte kann zwar zum Problem werden, aber rückblickend auf meine Touren muss ich sagen, dass es im Vergleich gar nicht so oft vorgekommen ist, wie man als Laie vielleicht denkt. Andere Gefahren außer Kälte waren tatsächlich häufiger ein Thema.
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Ja, da komme ich jetzt ins Überlegen, wie ich meine neue Passion besser organisiert bekomme… Kaltwasserschwimmen im Moment bei 8 Grad Wassertemperatur! Das mache ich erst seit 2 Wochen und überlege, wie ich mich noch vor Ort am See wieder von außen aufwärmen kann. Die Kälte dringt noch ca. 30 Minuten nach Schwimm-Ende weiter in den Körper, wenn man nicht aktiv was dagegen unternimmt. Was heißes zum Trinken habe ich direkt vor Ort, aber schnell angezogene dicke Kleidung hält die kalte Hautoberfläche eher länger kalt, als dünne, wenn man im Auto die Heizung voll aufdreht. Ich möchte aber nicht immer wie wild Auto fahren, dass die Heizung dann richtig heizt… Vielleicht gibts da Lösungen auf die Schnelle, die mir bisher unbekannt sind? LG aus Halle Westfalen
Hallo Jörg,
damit kenne ich mich leider nicht aus. Sofortige Wärem von Außen erscheint mir am sinnvollsten, wenn der Körper sie nicht mehr selbst erzeugen kann. Eine Wärmflasche mit in die Jacke, Taschenofen, Heizung aufdrehen, Körperkontakt…
Viele Grüßen und weiterhin frohes Dippen
Malte