Für gemäßigte Winterwanderungen auf präparierten Wegen mögen noch normale Bergstiefel reichen, bei etwas mehr Schnee dann mit Gamaschen. Doch wenn es weiter Richtung Norden geht, wenn der Schnee tiefer wird, dann braucht es zwingend Ski oder Schneeschuhe. Sonst würdest du einfach bis zur Hüfte einsinken. Aber was eignet sich besser für dich? Was musst du beachten? Die Antworten liefert dir dieser Text.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Schneeschuhe?
Schneeschuhe sind im Prinzip Vergrößerungen der Auftrittsfläche des Schuhs, um so das Einsinken im Tiefschnee zu verhindern. Früher waren diese Vergrößerungen aus Holzrahmen, die mit einem Geflecht zum Beispiel aus Lederriemen bespannt waren. Heute haben die Spitzenmodelle einen Aluminiumrahmen, der mit leichten Kunststoffflächen vernietet ist (Bsp.: MSR Lightning Ascent für etwa 300 Euro). Im mittleren Preissegment findest du meistens Vollplastikschneeschuhe, die je nach Modell mit Zacken, sog. Harscheisen aus Metall verstärkt sind (Bsp.: MSR Evo Trail für etwa 200 Euro). So hast du auch auf eisigen bzw. harschigen Passagen guten Halt. Oben auf dem Schuh ist eine Bindung angebracht, in die du deine normalen (Winter-)Bergstiefel schnallen kannst.
Die Größe des Schneeschuhs sollte sich nach deinem Gewicht inklusive Kleidung und Gepäck richten. Seriöse Hersteller geben für ihre Produkte einen Gewichtsbereich an. Für hochwertige Modelle gibt es oft Verlängerungen, mit denen du deinen Schneeschuh auf ein höheres Körpergewicht oder eben den schwereren Rucksack einer mehrtägigen Wanderung anpassen kannst.
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Was sind Fjellski?
Fjellski sind breite Langlauf-/Backcountry-Ski für ungespurtes Gelände. Da der Begriff Backcountry-Ski jedoch auch im Skibergsteigen verwendet wird und Langlaufski für Loipen im deutschen Mittelgebirge zu schmal für den Tiefschnee wären, trifft der Begriff Fjellski (oder alternativ Fjällski) die Sache besser. Diese sind etwas breiter als klassische Langlaufski und haben in der Regel eine Stahlkante zum Traversieren von vereisten Hängen.
Alle Fjellski haben in der Mitte des Skis eine besonders gearbeitete Steigzone. Diese Flächen sind zum Abstoßen in der Vorwärtsbewegung nötig. Es gibt Modelle mit Schuppen oder mit Wachsfläche in der Steigzone, beide jeweils mit oder ohne integrierte Befestigung für Kurzfelle. Schuppenski sind unterwegs etwas pflegeleichter. Die Norweger schwören hingegen auf das Wachsen ihrer Steigzone und sind damit schneller unterwegs. Mehr zu den Unterschieden findest du in meinem ausführlichen Beitrag über Fjellski für Wintertouren.
Nur der Ski allein reicht als Ausrüstung nicht aus, denn oben auf dem Ski braucht es noch eine spezielle Skibindung, zu der wiederum der passende Skistiefel gehört. So kommst du auf mindestens 300 Euro für die Ski, fast noch einmal so viel für die Skistiefel und 80 Euro für die Bindung. Das wirkt viel, aber rechnest du zu den Schneeschuhen noch gute Wanderstiefel, spielt es beinahe wieder in der gleichen Liga.
Für Ski oder Schneeschuhe gilt bei beiden, dass mit Stöcken gegangen wird. Tiefschneeteller und eine lange Grifffläche machen des Handling guter Backcountry-Skistöcke einfacher.
Was eignet sich besser? Ski oder Schneeschuhe?
Eine endgültige Antwort auf die Frage „Ski oder Schneeschuhe“ wird es nicht geben können, das zeigen schon die beiden Fotos aus diesem Beitrag und die unzähligen Diskussionen in den einschlägigen Outdoorforen. Aber je nach Art der Tour spielen Ski oder Schneeschuhe ihre unterschiedlichen Stärken aus. Eine kleine Entscheidungshilfe:
Vorteile Schneeschuhe
- Gehtechnik ist relativ leicht zu erlernen (stell dir einfach einen etwas O-beinigen Gang vor)
- Anschaffung ist etwas günstiger als bei Fjellski
- durch Harscheisen sehr guten Halt auf vereisten Flächen
- Auch mit Pulka ist man noch etwas wendiger. Wer also vielen Felsen und Sträuchern ausweichen muss, greift zu Schneeschuhen.
- Steilere Anstiege sind möglich
Vorteile Fjellski
- Gleitfähigkeit! Bergab und auch im richtigen Schwung erreicht man so deutlich mehr Geschwindigkeit.
- Auf bereits windgepresstem Tiefschnee deutlich weniger Einbrechen/Einsinken
- sehr guter Geradeauslauf
- in Kombination mit Steigfellen gute Variationsmöglichkeiten bergauf
- Man wird im Winterfjell nicht ständig auf die Schneeschuhe angequatscht. 😉
Aber ich kann kein Ski fahren
Ganz im Ernst, auch ich bin ein miserabler Skifahrer und würde für eine längere Tour trotzdem immer die Fjellski empfehlen. Wenn es steile Abschnitte gibt, nehme ich zusätzlich noch Schneeschuhe mit, um mich und die Pulka den Berg hinab zu bekommen. Die Antwort auf „Ski oder Schneeschuhe“ lautet dann: beides. 😉
Wer wegen der niedrigeren Anschaffungskosten Schneeschuhe vorzieht, dem empfehle ich, bei Vermietern nach ausgemusterten Modellen anzufragen. Dort habe ich zwei Paar MSR-Evo für sehr wenig Geld bekommen.
Wer nur ein wenig Ski fahren kann, sollte für Touren im Fjell keinen Gedanken an Schneeschuhe verlieren. Wenn du tiefer in die Thematik „Fjellski“ einsteigen willst, stöbere gern durch die umfangreichen Beiträge im Menü unter dem Stichwort Ski.
Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.
Großes Kompliment an Dich und Deine Seite!!
Wenn man den Wunsch hat, mal irgendwann in Regionen zu sein, wo kein Dichte-Streß herrscht, landet man ja immer im Norden und damit im Winter… Eher ungeplant habe ich nun meinen Wohnsitz in eine Region verlegt, wo 6 Monate im Jahr Winter ist – gewöhnungsbedürftig, aber schön!
Und seit langem plane ich einen „Einsteigertour“ für 2-3 d mit Zelt und Pulka – und stöbere dafür durch Deine Webseite…. 🙂
Bei meinen Fähigkeiten werde ich mich klar gegen Ski und für Schneeschuhe entscheiden! Allein die Material-Schlacht beim Ski-Fahren mit den unbequemen Schuhen nervt mit zunehmend. Wir reden hier aber von den CH-Bergen und normalen Touren-Ski…
Danke, Nico! Ich freue mich immer, wenn ich beim Einstieg in die Leidenschaft behilflich sein kann. 🙂 Wenn du von Bergen sprichst, denk bitte immer auch an Lawinensicherheit. Die kommt bei mir etwas zu kurz, da ich mich nicht im steilen Gelände bewege und die markierten Wanderwege in Skandinavien eher weniger gefährdet sind. In der Schweiz sieht das anders aus.
Viele Grüße
Malte