Tourplanung und Anreise zur Wintertour

Vielleicht planst du deine erste Wintertour, vielleicht hast du schon einige Erfahrung gesammelt und willst nun deine Planung und Anreise zur Wintertour neu überdenken. Ich möchte dir hier einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, worauf du alles achten kannst. Dabei geht es mir vor allem darum, dass du deine Tour schon mit der Anreise genießen kannst und anschließend sicher wieder nach Hause kommst.

Inhaltsverzeichnis

Von der Grobplanung zur Feinplanung

Fangen wir mit der Wahl des Reiseziels an. Erst im zweiten Part geht es dann um die Anreise zur Wintertour. Obwohl davon manchmal auch die Entscheidung über das Ziel abhängt, kommst du immer irgendwie dorthin.

Grundsätzliche Vorbereitung

Ganz zu Beginn solltest du eine kleine „Inventur“ machen, welche Wünsche du an deine Wintertour hast. So empfehlen es auch die Verhaltensregeln für das Winterfjell. Möchtest du vor allem die Natur erleben, anstatt den Fokus auf viele Kilometer Strecke zu legen? Oder darf es etwas extremer sein und du verzichtest auf jegliches Backup mit Hütten? Oder hast du ganz andere Vorstellungen? Überleg einmal kurz, was dich (diesmal) daran reizt. Und stimmen alle in der Gruppe überein? Frage dich auch: Bist du dafür fit genug? Wer ist das „schwächste Glied“ in der Gruppe? Umfangreiche Tipps gibt es dazu im Beitrag zur körperlichen und mentalen Vorbereitung auf eine Wintertour.

Als Zweites macht es Sinn, einen Blick auf deine wichtigsten Ausrüstungsgegenstände zu werfen: Besitzt du eine Pulka und bist damit in der Lage, auch für eine längere Tour zu packen? Ist der Schlafsack warm und das Zelt sturmfest genug? Oder müssen größere Dinge angeschafft werden, sodass die Anreise zur Tour möglichst günstig ausfallen sollte?

Und als Drittes ist wichtig, wie viel Zeit du zur Verfügung hast und ob du deinen Urlaub auch genehmigt bekommst. Eine Woche muss es für eine Wintertour schon mindestens sein, damit sich der Aufwand lohnt. Drei Wochen oder mehr sind andererseits schon besonders umfangreiche Touren. Die Anreise zur Wintertour käme dann noch dazu und wäre je nach Art unterschiedlich lang. Doch dazu später mehr.

Tourgebiet auswählen

Es gibt so viele schöne Ecken! Auch in den Naturreservaten kannst du durch das Jedermannsrecht deine Tour überall starten, genügend Schnee einmal vorausgesetzt. Bestimmt gibt es also wundervolle Tourgebiete, die ich nun sträflich vernachlässige, aber ich möchte dir lieber drei konkrete Beispiele nennen. Wenn du schon selbst weißt, wohin es gehen soll, überspring die Vorschläge einfach.

  1. Auf Bushcraft-Tour nach Grövelsjön
  2. Expedition Hardangervidda
  3. Klassiker nördlicher Kungsleden

Warum diese drei? Ich bin davon überzeugt, dass damit drei verschiedene Typen Wintertour gut veranschaulicht werden. Exemplarisch sehen für mich so aus:

Auf Bushcraft-Tour nach Grövelsjön

Die Anreise nach Grövelsjön ist auch mit dem Auto noch gut machbar und so kannst du sogar ein Lavvu und einen Zeltofen mitbringen. Rund um die STF Fjällstation in Grövelsjön kannst du dich dann in den Wald schlagen oder bis ins Hochfjell wandern. Mit Lavvu und Ofen bietet sich der geschützte Wald eher an. Für deinen Zeltofen verwendest du mitgebrachtes oder vor Ort gekauftes Holz, denn im Naturschutzgebiet darfst du kein Totholz verwenden. Sobald das Lavvu steht, hast du ein wunderbares Basecamp und kannst von dort aus Tagestouren unternehmen. Die umliegenden Berge sind Richtung Norden ausreichend hoch für abwechslungsreiche Ausflüge, die Lawinengefahr ist (außer an Steilhängen) aber überschaubar. Vorteil dieser Tour ist die Erreichbarkeit des Autos beziehungsweise der Fjällstation innerhalb eines Tages und das feste Basislager mit Trocknungsmöglichkeit. Du kannst außerdem jeden Tag entscheiden, wie sehr du dich verausgaben willst, kannst Feuer machen und dir einen Löffel schnitzen.

Expedition Hardangervidda

In der Hardangervidda trainierten schon Nansen und Amundsen für ihre Polarexpeditionen, weil hier sehr ähnliche Bedingungen herrschen können. In der Hochebene kann es sehr windig werden und dazu entsprechend kalt. Diese Tour stellt also ein wenig höhere Anforderungen an deine Ausrüstung und genug Übung im Umgang damit. Gleichzeitig kommst du von Oslo ganz wunderbar mit Bus oder Bahn dorthin. Es bieten sich verschiedene Querungen an, wobei der Osten etwas flacher und damit anfängerfreundlicher ist als der Westen. Finse ist der bekannte Bahnhof im Norden direkt am Gletscher und ein guter Start- oder Zielort. Wenn du es also ein wenig rauer haben willst, bietet sich die „Vidda“ dafür immer an. Gleichzeitig gibt es hier einige Hütten als Backup, die du aber nicht nutzen musst. Wer es noch „wilder“ möchte, muss in den Sarek Nationalpark gehen, aber dann bist du bitte auch so geübt, dass du diese Seite hier nicht mehr brauchst.

Klassiker nördlicher Kungsleden

Auch wenn es in der Hardangervidda einige Hütten gibt, variieren die Abstände dort mehr als auf dem nördlichen Kungsleden zwischen Abisko und Nikkaluokta, wo du maximal zwischen 15 und 22 km pro Abschnitt planen musst. Diese Tour kann man damit getrost als einen Klassiker bezeichnen und entsprechend stark ist er um die Osterfeiertage auch frequentiert. Wenn du ausschließlich in den Hütten übernachten willst, solltest du nicht exakt die nordischen Osterferien wählen. Da wird es erfahrungsgemäß voll. Gleichzeitig macht das diese Route aber auch relativ sicher. Die Anreise ist dafür mit Flug oder Zug stressfrei möglich, für eine Autofahrt im Winter ist es meiner Meinung nach viel zu weit.

Also: Wohin auf Wintertour?

Wie du siehst, gibt es verschiedene Arten von Wintertouren und dementsprechend sind das hier nur Beispiele. Du kannst dir diese Vorschläge auch auf andere Gebiete übertragen. Wichtig ist nur, dir im Vorhinein zu Hause genug Gedanken dazu zu machen, was du eigentlich möchtest. Dazu kommt dann die Frage nach der persönlichen Fitness, um die Distanzen und Etappenlängen sinnvoll zu planen.

Distanzen im Winter

Ich persönlich plane auf einer reinen Zelttour mit Pulka inzwischen nur noch mit 15 km pro Tag. Bei gutem Wetter bleibt immer noch Luft nach oben, aber im Pulverschnee ist es uns auch schon passiert, dass wir im einstelligen Bereich geblieben sind. Wird eine beliebte Hütte angesteuert, kannst du auch mit 20 km rechnen, weil du einfach weniger Zeit für den Zeltaufbau benötigst und dich schneller erholen kannst. Aber Vorsicht bei abgelegenen Hütten: Wenn du erst den Eingang freischaufeln musst, geht die Rechnung schon nicht mehr auf. Mein Tipp: Lass es lieber langsam angehen und dreh im Zweifel noch ein paar Schleifen durch die Seitentäler. Zur Orientierung beschreibe ich hier einen ganz normalen Tag auf Wintertour.

Zwischen den Hütten können sehr unterschiedliche Distanzen liegen und du solltest dich nicht gleich an norwegischen Skifahrern messen (Foto: Malte Hübner)
Zwischen den Hütten können sehr unterschiedliche Distanzen liegen und du solltest dich nicht gleich an norwegischen Skifahrern messen

Rundtour oder Strecke?

Das sind die beiden typischen Varianten. Bei einer Rundtour wird die Anreise zur Wintertour meist ein wenig einfacher, weil du Teile deiner Ausrüstung am Ausgangspunkt hinterlassen kannst. Seien es nur normale Schuhe, eine frische Unterhose für die Rückfahrt oder auch der Skisack und das Rollbrett für die Pulka. Vielleicht bietet sich eh eine Nacht im Hotel vor Ort an, dann kannst du dort freundlich nach Lagermöglichkeiten fragen.

Variationen einer Rundtour können ebenfalls sinnvoll sein. Damit meine ich mehrere Schleifen um einen zentralen Ort, bei denen du dich nie wirklich weit vom Ausgangspunkt entfernst und trotzdem abseits im Zelt übernachtest. Gerade für die ersten Touren kann das sehr hilfreich sein.

Dennoch kenne ich das Gefühl, dass man weiter vorankommt, wenn man eine Strecke zielstrebig abläuft. Selbst wenn man von dort letztendlich mit Bus, Bahn und Taxi wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehren muss, fühlt es sich in meinem Kopf „besser“ an. Gegen diese Denkweise kämpfe ich regelmäßig an.

Details zum Tourgebiet recherchieren

Hast du dich nun für ein Tourenziel entschieden, solltest du dich an die Recherche der Details machen. Fangen wir einmal mit dem Zeitpunkt an.

Zeitpunkt der Tour

Wichtig finde ich zunächst immer, ob und wann die Hütten geöffnet haben. Das lässt sich für Schweden und Norwegen schnell auf den Seiten der Tourismusverbände STF und DNT nachschauen. Auch eine Vorbuchung der Hütten kann seit der Covid-Pandemie sehr sinnvoll sein: DNT Hyttebestilling oder STF Buchungssystem.

Achtung! Durch den zunehmenden Druck der Tourismusströme in den letzten Jahren sahen die skandinavischen Länder sich zunehmend gezwungen, Hütten zu schließen, Wege zu verlegen oder zu anderweitigen Naturschutzmaßnahmen zu greifen. Informiere dich also auch bei dir bereits bekannten Gebieten, ob diese noch geeignet sind. Teilweise wurden diese Entscheidungen innerhalb weniger Montate umgesetzt.

Für Norwegen ist es außerdem relevant, den Zeitraum der Wintermarkierungen zu recherchieren. Diese sogenannten kvistede ruter sind mit Birkenreisig gesteckte Markierungen auf den Winterwegen, die verlässlich nur um die Osterfeiertage vorzufinden sind. Je weiter entfernt deine Tour zeitlich von diesen Feiertagen ist, desto wichtiger ist dieser Tipp. Bitte verlasse dich bei deiner Planung nicht vollständig auf diese Markierungen. Teilweise stecken sie zwar schon früher, bei schlechtem Schnee oder garstigem Wetter aber eben manchmal auch erst später als angegeben. Die schwedischen Markierungen aus roten Wegkreuzen stehen übrigens oft das ganze Jahr, werden aber auf Seen durch Ruskmarkering (Reisigmarkierungen) ergänzt. Wenn du abseits der beliebten Wege gehst, darfst du trotz allem nicht mit Markierungen rechnen.

In diesem Fall lohnt sich auch ein Blick auf die Skooterkarten. Dort findest du die ausgewiesenen Strecken für die Schneemobile. Das ist leider ein ambivalentes Thema. Zum einen sind diese Gefährte teilweise so laut und stinkend, dass du ihnen lieber aus dem Weg gehen willst. Zum anderen läuft es sich auf den verfestigten Spuren deutlich leichter, besonders bei Pulverschnee.

Tipp: Schau dir die Ferienzeiten der nordischen Länder an, da dort deutlich mehr Betrieb im Winterfjell herrscht. Skitouren über die Osterfeiertage sind fast ein Teil des Nationalstolzes.

Schlechte Sicht und die eintönige Kviste-Autobahn können auf die Stimmung drücken, die Markierungen sind aber gleichzeitig ein Segen (Foto: Malte Hübner)
Schlechte Sicht und die eintönige „Kviste-Autobahn“ können auf die Stimmung drücken, die Markierungen sind aber gleichzeitig ein Segen

Steigungen und Gefälle

Spätestens jetzt brauchst du eine Landkarte von deinem Zielgebiet, Papier oder Digital ist noch nicht wichtig. In Schweden gibt es die bekannten Karten der Lantmäteriet online und du kannst dir PDFs erstellen. In Norwegen gibt es die topografischen Landkarten ebenfalls online mit PDF-Export. Achte beim Export immer auf die Kartenmaßstäbe und passe beim Druck auf, dass du keine automatische Anpassung auf die Papiergröße wählst. Vollkommen ersetzen können die Ausdrucke eine Papierkarte vielleicht nicht. Zur Planung sind sie aber unschlagbar und auch ältere Papierkarten lassen sich damit schnell auf Aktualität prüfen.

Beim Blick auf die Geländebedingungen lohnt es sich, ein paar samische Worte zu verstehen. Ich habe daher eine Vokabelliste mit samischen Ortsnamen für dich angelegt.

Für dieses Thema ist außerdem ein wenig Navigations- und Kartenkunde nötig, da du dir die Steigungen auf der Karte einmal genauer anschauen solltest. Da ich selbst nicht besonders gut Ski fahre, achte ich immer auf möglichst flache Hänge. Und dabei bin ich noch nicht einmal bei Hängen, an denen die Lawinengefahr steigt, sondern bei der Frage, ob das mit Pulka machbar ist.

Wenn du deine Tour so wie ich mit einem digitalen Routenplaner vorbereitest, dann kannst du dir dort in der Regel das Höhenprofil ausgeben lassen. Damit lassen sich die steilen Stücke schnell identifizieren.

Gefahrenanalyse für Wintertouren

Welche Gefahren lauern in meinem Wintertourgebiet? Worauf sollte ich achten?

Lawinengefährdung

Wo wir gerade bei den steilen Hängen waren, komme ich direkt zur Lawinengefahr. Gemeinhin gilt, dass Hänge mit einer Neigung von mehr als 30 Grad als lawinengefährdet gelten. Da ich in fast allen Fällen mit einer Pulka unterwegs war, habe ich solche Hänge aber bisher eh möglichst vermieden. Das wäre mir nicht nur zu anstrengend, sondern übersteigt auch meine Fähigkeiten. Bedenke aber bitte trotzdem, dass du immer auch versehentlich in steilere Gebiete kommen kannst und einen Blick dafür haben solltest. Auch hält eine Lawine nicht einfach am Fuße des Berges an, sondern donnert noch ein ganzes Stück weiter. Ein wenig Abstand zu steilen Hängen ist daher sehr sinnvoll.

Ich bin absolut kein Experte für Lawinen und verhalte mich in der Abschätzung daher sehr konservativ. Wenn du mehr dazu wissen willst, solltest du dich eher im Bergsport oder beim Skitourengehen umhören. Es gibt dort auf jeden Fall eine Menge professioneller Kurse dazu. Für die nördlichen Wintertourgebiete lässt sich aber in der Regel gut um steile Stücke herum planen. Wenn du dennoch einen Blick auf die Lawinenprognose wirfst, ist das sicher hilfreich. Es gibt Lawinenprognose für Schweden, Norwegen und viele andere Länder. Außerdem hilft in Norwegen ein Blick auf Varsom.no für weitere Naturgefahren und auf Senorge.no, um die aktuellen Schneemengen zu erfahren. Für Schweden gibt SMHI die Schneehöhen an.

Und wo wir gerade bei den Schneemengen sind: Für die Lawinenprognose sind Webcams nicht geeignet, wohl aber für die Einschätzung der generellen Schneelage vor Ort. Für Norwegen findest du eine Übersicht beispielsweise auf kamerakartet.no und für Schweden auf Webbkameror.se.

Gletscherspalten und Steilkanten

Du meinst es ernst, oder? Wenn du direkt über einen Gletscher wandern willst, dann solltest du dich auch mit Gletscherspalten und Spaltenbergung befassen. Das würde hier aber den Rahmen sprengen, denn auf den normalen Touren kommt diese Gefahr einfach nicht vor. Auch hier rate ich dir einen Blick in den Bergsport.

Steilkanten kann es im Gebirge durchaus öfter geben und du solltest dir das Gebiet deiner Wintertour daraufhin genau anschauen. Gerade im Whiteout bei null Sicht solltest du genau wissen, wo dir solche Kanten auflauern könnten. Entsprechend solltest du auch auf besser auflösende Karten mit einem Maßstab von 1:50.000 setzen, da kleinere Steilstücke auf 1:100.000 nicht mehr abgebildet werden (können). Ich empfehle, solche Stellen bei schlechtem Wetter weiträumig zu umgehen. Bei guter Sicht hast du von solchen steil abfallenden Kanten dafür oft einen großartigen Ausblick.

Offenes Wasser

Wir mussten auf einer Tour einmal einen relativ langen Umweg in Kauf nehmen, weil wir blind einer Scooterspur gefolgt sind, die einfacher zu laufen war. Wir wussten sogar, dass wir irgendwann an das andere Ufer des Flusses mussten, aber von weiter oben sah das unproblematisch aus. Bei genauerer Betrachtung wurde dann jedoch schnell klar, dass die Schneebrücken über dem Wasser nicht tragfähig für uns waren. Von festem Eis konnte gar keine Rede sein.

Also mussten wir weit zurücklaufen, um einen Übergang zu finden. Mit einem genaueren Blick auf die Karte wäre uns das vielleicht erspart geblieben, da der Winterweg – auch wenn zu dem Zeitpunkt noch nicht markiert – eindeutig auf der anderen Seite verlief und schon früh über eine Brücke nach drüben ging. Winterwege über Brücken machen mich seither immer stutzig und ich schaue genau hin, ob das nicht einen guten Grund hat.

Die Gefahr von offenem Wasser oder dünnem Eis (Foto: Malte Hübner)
Die Gefahr von offenem Wasser oder dünnem Eis

Neben Flüssen kann es auch sein, dass die Seen (noch) nicht ausreichend zugefroren sind. Wenn die gesteckte Route an einem See also plötzlich große Schlenker vollzieht, hat das sicher ebenfalls einen Grund. Du solltest dann nicht einfach schnurgerade queren. Ein anderer Grund für instabiles Seeeis kann der Betrieb von Wasserkraftanlagen sein. Dabei hatte der See schon eine erste Eisdecke, bevor weiter Wasser für die Energiegewinnung abgelassen wurde. Meist bricht und senkt sich das Eis dann, die Oberfläche kommt weniger zur Ruhe und gerade an den Ufern bilden sich die interessantesten Eisformationen durch die verbleibenden Schollen. Es kann aber auch passieren, dass sich die Eisdecke nicht vollständig setzt oder wieder verfestigt. Dies gilt in besonderem Maße für die unmittelbare Umgebung um die Kraftwerke und Abflüsse. Hier ist die größte Bewegung im Spiel. Es ist immer äußerste Vorsicht geboten, wenn du unsicheres Eis überqueren musst.

Auf Iskart.no kannst du die aktuelle Eisqualität für viele Gewässer nachschauen. Gebrauche aber immer deinen Verstand und deine Sinne und nimm lieber einen Umweg in Kauf, als nur auf die Technik zu vertrauen!

Ausstiegs­möglichkeiten

Verständlicherweise hoffen wir insgeheim, dass alles klappt und wir nach einer großartigen Tour wohlbehalten wieder zu Hause ankommen. Dennoch geht manchmal etwas schief oder es läuft einfach „ganz normal anders“. Letzteres ist zum Beispiel für mich der Umstand, wenn ich meine Tour aufgrund der Schnee- oder Wetterbedingungen im verträglichen Rahmen anpassen oder verkürzen muss. Das gehört einfach dazu.

In jedem Falle ist es beruhigend, sich im Vorfeld Gedanken über mögliche Ausstiegspunkte zu machen. Was ist der kürzeste (Zeit/Strecke/Schwierigkeit einbeziehen!) Weg aus dem Fjell? Gibt es vielleicht eine Straße oder einen Bahnhof, den man anpeilen kann? Ab wo ist Umdrehen sinnvoller und ab wo ist der Weg zum Ziel die bessere Alternative? Gibt es eventuell einen regulären Scooter- oder sogar Helitransport (Beispiel Kebnekaise Fjällstation)? Am besten hast du an verschiedenen Punkten deiner Tour solche Ausstiegsszenarien im Hinterkopf. Ich bastele mir dafür sogar die Tracks vorher und spiele sie auf mein GPS.

Anpassen der Ausrüstung für die jeweilige Tour

Hast du dich nun also für dein Tourgebiet entschieden und auch alle Detail-Infos recherchiert, kannst du deine Ausrüstung anpassen. Dazu möchte ich dir noch ein paar Beispielfragen liefern, an denen du dich orientieren kannst.

  • Für welche Wetterbedingungen musst du dich kleiden? Kann es feucht-kalt werden oder eher windig? Schaue dir die historischen Wetterdaten in der Kategorie „Været som var“ („Wie das Wetter war“) bei yr.no an und passe deine Kleidung und den Schlafsack entsprechend an.
  • Wann wird es dunkel? Dadurch wird es nicht nur spürbar kälter, sondern du brauchst auch eine helle Stirnlampe.
  • Wirst du Stellen ohne Schnee vorfinden oder wird es sehr steil? Überdenke die Wahl zwischen Rucksack und Pulka.
  • Gibt es Gefahren, auf die du dich speziell vorbereiten musst? Für eine Gletscherquerung mit Spaltengefahr sind Hüftgurt, Seil, Eisschraube und Eispickel die Standardausrüstung. Aber das ist meiner Meinung nach wirklich eine andere Liga.
  • Ist bei einer geplanten Hüttentour mit sehr langen Distanzen doch ein kleines Zelt sinnvoll oder reicht der Windsack für den Notfall? Überschätze dich nicht und plane mit Bedacht.
  • Solltest du dir sicherheitshalber einen Notsender mitnehmen, damit du Hilfe verständigen kannst? Solche Notsender gibt es von verschiedenen Herstellern wie ZOLEO, SPOT oder Garmin in seiner inreach Sparte. Solch einen Sender kannst du dir inklusive Datentarif für rund 100 Euro/30 Tage mieten. Auch aus der Seefahrt sind PLBs (Personal Locator Beacon) erhältlich, die an Land genauso funktionieren. Zwei Dinge möchte ich dir dazu jedoch empfehlen: Zum einen schafft dir kein Notsender so viel Sicherheit wie Vorsicht, gute Vorbereitung und Routine in den typischen Situationen auf Wintertour. Kenne deine Leistungsgrenzen und deine Ausrüstung schon VOR der Tour in- und auswendig. Und zum anderen denke bitte auch an eine passende Bergeversicherung oder einfach deinen DAV-Mitgliedsbeitrag, damit du später nicht auf den Kosten sitzen bleibst.
Für die Kofferkulis Oslo Central lohnt sich eine 20 Kronen Münze im Gepäck (Foto: Malte Hübner)
Für die Kofferkulis Oslo Central lohnt sich eine 20 Kronen Münze im Gepäck

Die Anreise zur Wintertour

Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten, auf deine Wintertour anzureisen. Sprechen wir hier von den südlicheren Gebieten wie Hardangervidda und südlichem Kungsleden oder der Finnmark ganz im Norden, dann ist das alles noch Skandinavien. Die Anreise mit dem Auto eignet sich ökologisch und ökonomisch eher für die südlicheren Ziele. Mit dem Zug ist prinzipiell fast alles machbar, wenn du für das letzte Stück bei Bedarf noch einen Bus ergänzt. Selbst mit dem Flugzeug ist eine Anreise durchaus denkbar, wenn du sehr weit in den Norden willst. Ich gehe daher einfach nacheinander auf alle Möglichkeiten ein. Vielleicht interessiert dich auch, welche Gedanken ich mir zum Thema Nachhaltigkeit auf Wintertouren, speziell auch zur Anreise gemacht habe.

Grundsätzliches Problem: Brennstofftransport

Die meisten denken wahrscheinlich nur bei der Anreise mit dem Flugzeug an das Problem des Brennstofftransportes. Und nur hier wird in der Praxis auch tatsächlich durch Gepäckkontrollen aktiv danach gesucht. Es schließen aber auch alle Bahn- und Fährbetreiber in ihren Geschäftsbedingungen explosive oder brennbare Stoffe von der Mitnahme im Gepäck aus. Bei Gas gibt es auf Fähren oft Freimengen, damit z. B. Wohnmobile mitfahren dürfen. Aber selbst ein Reservekanister mit Benzin ist auf Fähren nicht erlaubt. Genaugenommen ist mit Benzin daher nur der Weg mit dem Auto über die beiden Brücken und maximal 10 Litern Benzin (Einreisenbestimmungen) legal! Kontrolliert wurde ich bezüglich dessen noch nie.

Anreise mit dem eigenen Auto

Gerade mit dem Auto bietet es sich an, von Deutschland aus mit einer Nachtfähre nach Schweden oder Norwegen überzusetzen. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist das Auto dabei möglichst voll besetzt. Zu dritt haben wir gerade so in einen Kombi gepasst und konnten uns beim Fahren gut abwechseln. Die Rückbank mussten wir für die Pulkas allerdings zu zwei Dritteln umklappen. Platzsparend ist es auf jeden Fall, wenn ihr die Pulkas ineinander stapeln könnt. Das ist ein klares Plus für die Paris Schlitten.

Wäre das Auto auch so voll gewesen, wenn wir keine Kühlbox mit auf die Anreise zur Wintertour genommen hätten? (Foto: Malte Hübner)
Wäre das Auto auch so voll gewesen, wenn wir keine Kühlbox mit auf die Anreise zur Wintertour genommen hätten?

Ein Mietwagen rechnet sich meistens nicht, weil die Kombination aus vielen Kilometern und langer Standzeit vor Ort in der Regel zu teuer ist. Solltest du es doch in Erwägung ziehen, erkundige dich nach den Bedingungen für Grenzübertritte, Fährfahrten, Winterreifen, zusätzliche Fahrer und den Inklusivkilometern. Auch kann es sinnvoll sein, den Mietwagen selbst bei Epass24 für die Maut-Rechnung zu hinterlegen, weil für die Weiterleitung der Rechnung beim Vermieter teils unnötige Gebühren anfallen.

Die Mautgebühren kannst du recht zuverlässig mit dem Routenplaner von viaMichelin ausrechnen. Wenn du sehr regelmäßig fährst oder sehr weite Strecken zurücklegst, lohnt sich eventuell ein Blick auf den Maut-Eintreiber EasyGo. Die Mautgeräte von BroBizz, AutoPASS und Scandlines kannst du damit weiterverwenden. Die Post mit der Mautgebühr kommt aber nach Wochen und Monaten auch ohne Gerät bei dir an und die Preise sind verträglich, wie ich finde.

Und noch ein Hinweis zur Fahrt auf der Vogelfluglinie via Puttgarden und weiter über die Öresundbrücke: Wenn du diese Brücke mehr als einmal im Jahr nutzt, dann sparst du mit ØresundGO bares Geld.

Für Kleinwagen gibt es Magnetskiträger (Foto: Malte Hübner)
Für Kleinwagen gibt es Magnetskiträger

Auto fahren im skandinavischen Winter

In Skandinavien fährt es sich anders als im mitteldeutschen Winter. Zum Beispiel wird der Schnee nur von der Straße geschoben und kein Salz gestreut. Manchmal kommt Rollsplitt zum Einsatz. Auf einer festgefahrenen Schneedecke lässt es sich aber mit guten Winterreifen (mind. 3 mm Profiltiefe, nicht älter als sechs Jahre) auskömmlich fahren, nur Eis ist tückisch. Grundsätzlich solltest du das Auto vor der Fahrt winterfest machen und dich mit dem Fahren im Winter beschäftigen:

  • Überprüfen (lassen): Winterreifen (auch bei Frontantrieb besseres Profil nach hinten), Beleuchtung, Batterie, Scheibenwischer, Frostschutz im Kühlwasser und Eignung des Motoröls für sehr kalte Temperaturen
  • Für Elektroautos: Bei starken Minusgraden mit deutlich geringerer Reichweite je Ladung rechnen!
  • Scheiben putzen und hoch konzetrierten Scheibenreiniger (minus 30° Celsius) einfüllen
  • Schneeketten einpacken und Anlegen einüben
  • Etwas Streusand/Rollsplitt kann beim Anfahren auf Eis helfen, insbesondere am Hang
  • Gummifußmatten, Abschleppseil, Starthilfekabel, Eiskratzer, Schneebesen einpacken
  • Schaufel und Winterschlafsack hast du zum Glück eh dabei
  • Türdichtungen mit Pflegestift fetten, damit sie nicht zufrieren
  • Möglichst vor Kälte und Wind geschützt parken
  • Das Auto erst freischaufeln, anschließend starten und behutsam warmfahren
  • Defensiv fahren und ADAC-Tipps für den Winter beachten
  • Tipp für Profis bei -30° Celsius: Mit etwas Plastikplane und Kabelbindern kannst du den Lufteinlass vom Kühlergrill verkleinern (nie ganz abdichten!), damit der Motor auf Temperatur kommt.

Außerdem gibt es Besonderheiten in Skandinavien:

  • Es gilt, immer mit Licht zu fahren.
  • Trockener Schnee von entgegenkommenden Fahrzeugen staubt enorm und kann die Sicht nehmen.
  • Schwarze Müllsäcke an Ästen am Straßenrand sind Markierungen der Sami für die Wanderrouten ihrer Rentiere, also runter vom Gas!
  • Kolonne fahren (Kolonnekjøring): Bei manchen Bergpassagen musst du bei schlechtem Wetter an einer Schranke oder Ampel auf ein Räumfahrzeug warten und dann in einer Kolonne mit mehreren Fahrzeugen hinter dem Schneepflug herfahren.
  • Auch in Skandinavien gibt es noch Ecken ohne Mobilnetz, nutze also Offlinekarten im Navi; auch eine Papierkarte im Handschuhfach kann helfen.
  • Ein Anmieten von in Skandinavien verbreiteten Spikereifen bei der Einreise lohnt sich nur, wenn man bis über den Polarkreis will.
  • Im hohen Norden sind Steckdosen auf Parkplätzen verbreitet, an die man seinen Motorwärmer anschließen kann. Gar nicht mal so teuer im Nachrüsten, aber auch nur bei langen oder häufigen Aufenthalten sinnvoll.

Sonderfall E-Auto

Die Anreise mit dem E-Auto ist möglich und ich kenne Menschen, die das bereits gemacht haben. Allerdings musst du (noch) viele Ladestopps einplanen und die jeweils passenden Kundenkarten besitzen. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist diese Anreise unschlagbar und auch die Technologie ist inzwischen winterfest. Wie Tests im Winter zeigen, müsste man mit dem sehr effizienten Tesla Model S entweder einmal für mehrere Stunden oder mehrmals am Supercharger für 20 Minuten laden, um von Norddeutschland in die südlichsten Wintertourgebiete Skandinaviens zu kommen.

Anreise mit dem Zug

Ebenfalls entspannt kann die Anreise zur Wintertour mit dem Zug sein, wenn man nur nicht zu oft umsteigen muss und die richtigen Züge wählt. Immerhin gibt es nach Unterbrechung seit 2022 wieder Liegewagen als Direktverbindungen ab Hamburg, obwohl sogar eine durchgehende Verbindung von Frankfurt über Hannover vorgeschlagen wurde. Ich müsste also in Hamburg umsteigen. In Stockholm erwische ich dann aber mit etwas Glück einen durchgehenden Nachtzug nach Norrland (Lappland).

Bis zu zwei Nächte im Zug müsstest du dafür einplanen. Dennoch bietet der Zug Komfort, den du sonst nicht hast. Du kannst dich auf dem Gang bewegen und im Bordbistro verpflegen. Es gibt mehrere Toiletten und die skandinavischen Züge sind in der Regel sauberer und komfortabler als die deutschen. So finden sich teils noch kleine Gepäckschränke für Ski. In Norwegen musste ich meine Pulka bisher als „Fahrrad“ anmelden und eine kleine Gebühr bezahlen; sie kam dann in den Gepäckbereich oder ein kleines Abteil beim Speisewagen.

Im Zug kann die Pulka mit einem Fahrradticket mit (Foto: Malte Hübner)
Im Zug kann die Pulka mit einem „Fahrradticket“ mit

In Schweden kannst du sie durchaus auch mit in ein Abteil nehmen, wenn ihr entweder als kleine Gruppe ein Abteil für euch habt oder das Abteil nicht voll ausgebucht ist. Etwas trickreich ist dann aber der Weg durch den Gang und die enge Abteiltür. Hier sind schmalere und kürzere Pulkas klar im Vorteil. Für den Umstieg ist auf einer Bahnreise ein kleines Rollbrett für die Pulka besonders wichtig.

Noch ein Hinweis: Der Schnellzug X2000 von Malmö oder Göteborg nach Stockholm erlaubt keine Pulka und setzt dies auch gelegentlich durch, ab Stockholm geht es entspannter zu. Offiziell darf man laut den Bedingungen von SJ keine Pulka als Gepäckstück mitnehmen, aber in der Praxis sind mir keine Probleme in den Nachtzügen bekannt. Oft hilft es, wenn möglich, einfach ein Fahrradticket zu buchen. Mit Rücksicht kommt man weiter: Also alles klein packen und gut verstauen.

Die schwedischen Bahnverbindungen findest du auf sj.se und die norwegischen sind auf vy.no. Teilweise werden Strecken an den jeweils anderen Anbieter vergeben. Auch auf der Seite der Deutschen Bahn kannst du die Verbindungen recherchieren, aber nicht immer buchen. Bei mehreren Buchungsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern lohnt sich der Preisvergleich.

Es gibt auch immer noch die Möglichkeit, mit einem Interrailticket zu reisen, allerdings ist bei den Nachtzügen Vorsicht geboten, ob diese aufpreispflichtig sind. Damit habe ich leider keine Erfahrung.

Anreise mit dem Bus

Alternativ zum Zug gibt es noch die Fernbusse. Vor einigen Jahren bin ich mit Eurolines für 39 Euro nonstop von Hannover bis nach Oslo gefahren. Die Pulka war nach einigen E-Mails an den Betreiber kein Problem und galt als vorangemeldetes Skigepäck. Sie kam einfach fertig gepackt unten in den Gepäckraum des Busses. Flixbus stellt sich dabei leider quer und die Klärung der Gepäckmitnahme ist erst 48 Stunden vor Abfahrt möglich, Absagen sind durchaus üblich!

Warten in Hannover auf den Fernbus von Paris nach Oslo, um von dort in die Hardangervidda zu gelangen (Foto: Malte Hübner)
Warten in Hannover auf den Fernbus von Paris nach Oslo, um von dort in die Hardangervidda zu gelangen

Meine Fahrt damals hat zwar 16 Stunden gedauert, aber durch die Fährüberfahrt zwischen Deutschland und Dänemark und regelmäßige Stopps über 10 Minuten in den größeren Städten konnte ich mir immer mal die Beine vertreten. Momentan gibt es Fernbusse von Berlin, die direkt bis Oslo durchfahren. Nach Stockholm kommst du zum Beispiel ab Hamburg mit einem Umstieg in Göteborg. Preislich sind diese Anreise zur Wintertour meistens unschlagbar günstig, der Komfort aber entsprechend eingeschränkt. Ein übergreifendes Suchportal ist CheckMyBus.

Vor Ort kannst du schließlich die regionalen Busse nutzen, die etwas besser auf Ski und Pulka eingestellt sind. Hier zahlst du zwar inzwischen auch oft eine Gebühr für den zusätzlichen Transport, aber du wirst zumindest nicht komisch angeguckt. Beachte aber immer genau die Daten der Winterfahrpläne.

In den Überlandbussen ist genug Platz für Skigepäck, du zahlst dafür aber extra (Foto: Malte Hübner)
In den Überlandbussen ist genug Platz für Skigepäck, du zahlst dafür aber extra

Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Skandinavien etliche unterschiedliche regionale Busunternehmen. Sobald du also dein Tourgebiet ausgewählt hast, kannst du für die Anreise zur Wintertour nach den lokalen Bussen schauen. Eine gute Übersicht findest du auf den Skandinavien-Links. Es macht auch Sinn, sich den Fahrplan der benötigten Linie als PDF, Screenshot oder ausgedruckt mitzunehmen, da du unterwegs nicht immer Mobilfunknetz haben wirst.

Anreise mit der Fähre

Die Anreise zur Wintertour mit der Fähre ist genau genommen kein eigenständiges Verkehrsmittel, weil du damit noch nicht bis ins Fjell kommst. Dennoch wirst du bei den Fahrten mit Zug, Bus oder Auto auch in den zwischenzeitlichen Genuss einer Fährfahrt kommen. Lassen wir diese kurzen Verbindungen einmal außer Acht, gibt es sehr komfortable Nachtfähren von Deutschland nach Schweden oder Norwegen. Die Verbindung Kiel – Göteborg wird dabei nur von den Annehmlichkeiten an Bord der Verbindung Kiel – Oslo übertroffen. Das gilt allerdings auch preislich. Wer hungrig von der Tour zurückkommt, kann diesen Preis vielleicht am zubuchbaren Buffet wieder „einarbeiten“.

Vor der Fähre wird noch einmal umgepackt, denn bei der Colorline durften wir die Pulkas in einem extra Raum abstellen (Foto: Malte Hübner)
Vor der Fähre wird noch einmal umgepackt, denn bei der Colorline durften wir die Pulkas in einem extra Raum abstellen

Reist du ohne Auto mit der Fähre an, um dann in den ÖPNV im Zielland zu wechseln, musst du deine Pulka häufig mit in die Kabine nehmen.

Ich mag die Anreise mit der Fähre, weil ich an der Küste aufgewachsen bin und mir so immer meine Portion Seeluft hole. Leider sind die großen Pötte selbst nicht unbedingt klimafreundlich, auch wenn sie besser abschneiden als Kreuzfahrtschiffe und im Gegensatz zu diesen eine Strecke zum endgültigen Ziel zurücklegen.

Die großen Fährlinien rufen durchaus unterschiedliche Preise auf, bieten dafür aber auch sehr unterschiedlichen (zubuchbaren) Komfort. Teilweise ist die Buchung im Herkunftsland der Reederei deutlich günstiger (z. B. www.colorline.no statt www.colorline.de):

Tipp: Der Stadthafen in Kiel liegt gegenüber des Bahnhofs und ist mit der Pulka auf dem Rollbrett gut machbar. In Oslo oder Göteborg empfehle ich dann ein Taxi zum jeweiligen Hauptbahnhof für etwa 65 Euro.

Anreise mit dem Flugzeug

Die Anreise zur Wintertour mit dem Flugzeug ist meiner Meinung nach erst bei den wirklich nördlichen Regionen vertretbar. Auch wenn die Preise und Flugzeiten zunächst verlockend wirken, ist diese Art der Anreise klimaschädlicher. Außerdem sorgen die Schwierigkeiten mit klaren Gewichtsbegrenzungen und Gepäckbestimmungen schnell für weitere Kosten und logistische Herausforderungen. Es gibt aber nachvollziehbare Ausnahmen: Bei wirklich guter Verbindung kommst du innerhalb eines Tages direkt ins nordskandinavische Fjäll und beispielsweise in Abisko kannst du dir Brennstoff im Shop der Fjällstation zurücklegen lassen.

Gepäckbestimmungen

Pulka im Flugzeug geht! Bei vielen Airlines kannst du die Pulka als Sportgepäck aufgeben oder die Pulka kommt sogar als reguläres Sperrgepäck mit ins Flugzeug. Wichtig ist in beiden Fällen, sich vorher genau zu erkundigen und sich die Mitnahme von der Fluggesellschaft bestätigen zu lassen.

Die Gewichtsbeschränkungen gelten auch hier und so kann zum Beispiel ein zusätzliche gebuchtes Gepäckstück bis 23 Kilo günstiger sein, als eine Pulka, die über den regulären 23 und unter den maximalen 32 Kilo nur bis zu 9 Kilo „Übergewicht“ hat. Du nimmst für den gleichen Preis also 14 Kilo mehr mit.

Das Gleiche gilt für Ski, die am besten in einem Skisack transportiert werden. Hier bietet es sich an, den Skisack mit anderen Gegenständen aufzufüllen, die aber eindeutig als Skiausrüstung gelten sollten. Skistöcke, Pulkagestänge, Wachs, Skifelle usw. sollten kein Problem sein. Bei manchen Airlines wird aber auch das Skigepäck auf die Freigepäckgrenzen angerechnet.

Das ist auch der Teil, der mich am meisten nervt, weil ich nicht schon zu Hause sinnvoll vorpacken kann und dann zu Beginn der Tour erst einmal Chaos habe. Alles folgt der passenden Gewichtsverteilung und ich muss hoffen, dass auch wirklich alle Gepäckstücke rechtzeitig ankommen.

Gefahrgut

Beachte bitte auch die Mitnahmeregelungen von Gefahrgut. Brennstoffe jeglicher Art sind im Aufgabegepäck streng verboten. Du darfst ein Feuerzeug in der Hosentasche mit in das Flugzeug nehmen, aber das reicht nicht für die gesamte Tour. Du musst also am Zielort zunächst noch den passenden Brennstoff und Ersatzfeuerzeuge bzw. Streichhölzer besorgen.

Problematisch kann die Mitnahme eines Benzinkochers und den dazugehörigen leeren Brennstoffflaschen sein. Sobald diese verdächtig nach Benzin riechen, werden sie dir aus dem Gepäck genommen werden und du stehst dann ohne da. Viele spülen ihre Kocher daher vor dem Flug gut aus und lassen ihn lange auslüften. Apfelsaft, Cola und Pfefferminztee funktionieren. Auch von Speiseöl habe ich schon gehört.

Die Zeitersparnis durch den Flug kann also schnell wieder verpuffen, wenn du noch Zeit für den Einkauf einrechnen musst. Da der Flug nach wie vor nicht die ökologische Variante ist, schlage ich dir außerdem eine Spende für ein Klimaprojekt zur Kompensation vor. Diese kannst du zum Beispiel über Wilderness International sinnvoll einsetzen.

Anreise mit dem Hubschrauber

Zwar fallen mir kaum Gründe ein, mit dem Helikopter ins Fjäll zu fliegen, aber für die Vollständigkeit erwähne ich auch das. Sei es von Nikkaluokta irgendwo an den Kungsleden, oder im Lapplansfjäll mit Anbietern wie Arctic Air an irgendeinen Berg.

Anreise mit dem Taxi

Gerade bei der Anreise mit dem Flugzeug kann es nötig sein, sich ein Taxi vom Flughafen aus zu nehmen. Vom Kiruna Airport kannst du dich so zum Beispiel für ca. 200 Euro nach Nikkaluokta bringen lassen, wenn du den letzten Bus bereits verpasst hast. Das spart zwar im Vergleich zu einer Übernachtung in Kiruna nicht wirklich Geld, aber dafür stehst du am nächsten Morgen direkt am Start deiner Tour. Das Taxi solltest du dir möglichst vorbestellen und auch deine Pulka und Ski als Gepäck mit angeben.

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Weitere Tipps für die Anreise zur Wintertour

  • Fast egal mit welchem Verkehrsmittel du unterwegs bist, immer lohnt sich ein sehr leichter Tagesrucksack als zusätzliches Gepäckstück. Hinein packst du deinen Proviant, vielleicht etwas Wechselwäsche und deine Wertsachen. Im Flugzeug wird das dein Handgepäck, im Zug und Bus kommt er mit zu deinem Platz und auf der Autofähre mit in die Kabine.
  • Beachte die Einfuhrbestimmungen der Länder: Die Zollfreigrenzen von Alkohol und Tabak und das Einfuhrverbot von frischen Kartoffeln nach Norwegen sind vielleicht weniger problematisch, aber falls du ein Messer mit bis zu 12 cm Klingenlänge durch Dänemark transportieren willst, lasse es beim Tankstopp besser im verschlossenen Kofferraum.
  • Ich vermute, wir alle haben ein großes Maß an Naturverbundenheit und Liebe für die winterliche Landschaft als Motivation für unsere Wintertouren. Wir sollten den Schutz der Natur deshalb respektieren und bei der Anreise zur Wintertour unseren ökologischen Fußabdruck generell beachten. Ich bin mir im Klaren, dass eine Winterwanderung im Harz immer ökologischer wäre als eine Reise nach Skandinavien. Lasst uns also immer alle ganz pragmatisch schauen, wo wir CO₂ einsparen können und minimieren ähnlich wie beim Gepäck auf das Nötigste, aber zwingend erforderliche.
  • Auf einer Wintertour kann es passieren, dass du in deinem Gepäck schon alles dabei hast: Brennstoff, Lebensmittel und alle anderen Verbrauchsgüter. Wenn du dann ausschließlich im Zelt übernachtest, lässt du kein Geld in der Reiseregion. Nutzt du dann aber selbstverständlich die markierten Routen oder bist auch für die Hütteninfrastruktur dankbar, dann werde doch einfach Mitglied im Tourismusverband und unterstütze eine gute Sache.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

10 Gedanken zu „Tourplanung und Anreise zur Wintertour“

  1. Dieser Artikel kommt genau richtig! Ich bin seit kurzem am konkreten Planen für meine Solo Hardagervidda Querung diesen Winter. Diese war schon für den letzten Winter geplant, aber da war ich nicht gut genug vorbereitet. Nun sind es noch (knapp) vier Monate, je nachdem wann genau ich fahre – auf jeden Fall vor Ostern – und ich plane gerade erstmal die Anreise. Es wird wahrscheinlich auf Fähre mit meinem Campervan rauslaufen, auch wenn ich die Bus oder Bahnfahrt aufgrund der Umweltfreundlichkeit und des Preises ebenso interessant finde… Noch ist aber Zeit, alles zu planen und bald die ersten Touren mit Ausrüstung Probe zu gehen…. Sobald ich mein Pulka in Finnland bestellt habe, da Globi das einfache Pulka nicht mehr führt…
    Ach, alles nicht einfach aber dann wäre es ja auch langweilig.

    Antworten
  2. Hallo Ruwen,

    das klingt nach einem schönen Vorhaben. Ist es deine erste Tour? Und dann gleich alleine? Oder was meinst du mit „noch nicht gut genug vorbereitet“? Was fehlt dir denn noch? Meinst du die Paris Pulka? Die war schon immer mal ausverkauft und kam dann wieder. Oder weißt du genaueres?

    Wünsche dir auf jeden Fall eine gute Tour!

    Antworten
  3. Ich habe noch eine Ergänzung zur Anreise per Bus. Der Veranstalter Rucksack Reisen bringt dieTeilnehmer seiner Winterrreisen mit dem Bus nach Schweden. Auf Nachfrage kann man sich dort in den Bus einbuchen und in einem Rutsch von Hamburg ZOB bis Idre in Norddalarna/Schweden durchfahren. Die Busse fahren als „Linie“ den ganzen Winter (Weihnachten bis Ostern) immer freitags ab Hamburg. Zurück geht es immer ab Idre am Samstag. Sonntag Vormittag ist man dann in HH. Ich bin letztes Jahr auf dem Hinweg schon an der Strecke kurz hinter Sälen ausgestiegen und bin dann den südl. Kungsleden über das Fulufjäll gelaufen. Meine Pulka (Paris) passte super in den Skikoffer am Bus. Ab Idre kann man mit dem Linienbus weiterfahren nach Grövelsjön (fährt 2 mal am Samstag, ca. 1 Stunde) und kann dann in den Revieren Langfjäll/Rogen (S) und Femundmarka (N) unterwegs sein.

    Antworten
  4. Hej Malte,
    wie immer: Danke für die Recherche und Aufbereitung.

    Wir waren im Januar am Grövelsjön und haben uns dort eine kurze Tour mit Guide geleistet. Der hat uns ausdrücklich darauf hingewiesen, dass im Bereich des Parks kein Totholz verbrannt werden darf, da es teilweise sehr alt und daher geschützt ist. Wer also dort mit dem Zeltofen unterwegs ist, sollte das in jedem Fall nochmals abklären:
    https://www.lansstyrelsen.se/download/18.2e0f9f621636c844027d92d/1527511098154/Långfjället-Folder-sve.pdf

    Viele Grüße aus Schweden

    Torsten

    Antworten
    • Hej Torsten,
      danke für den Hinweis! Ich hatte wohl tatsächlich einfach unseren Platz damals im Tal am Grövlan (außerhalb der Schutzgebiete) vor dem inneren Auge und habe da nicht weiter drüber nachgedacht. Du hast absolut recht und ich habe den Text daher noch einmal nachgeschärft.
      Eure Tour klingt super, ich liebe diese Ecke da einfach auch zu jeder Jahreszeit.
      Herzliche Grüße aus Deutschland
      Malte

  5. Hej Malte,
    vielen Dank für dein Blog, ich habe zum Thema Interrail und den nötigen Reservierungen noch einen kleinen Tipp: Interrail selbst rückt erst mit verbindlichen Infos zu Preisen und Verfügbarkeiten raus, wenn man schon einen Pass gekauft hat, was natürlich für die Planung blöd ist.
    Das kann man aber umgehen: Wenn man nach Schweden will, kann man die Reservierungen auch einfach bei SJ direkt suchen. Dazu bei der Suche unter „Travellers“ angeben, dass man schon einen Interrailpass hat, hier wird man zwar auch nach der Passnummer gefragt, aber kann erstmal einfach 12345 angeben.
    Dann sieht man, welche Optinen verfügbar sind und was sie kosten. Wenn man sich entschieden und einen Interrailpass gekauft hat, natürlich dran denken, die richtige Passnummer einzutragen, bevor man dann die Reservierungen kauft. Das mache ich auch immer direkt bei SJ, damit hat man besseren Service (SMS-Benachrichtigungen, Stornierungen…) und spart auch noch den von Intterrail erhobenen Aufpreis.

    Viele Grüße
    Max

    Antworten
    • Hej Max,
      ja, geil! Das Feld habe ich sogar gerade beim Buchen des Sommertrips gesehen. Gut zu wissen, dass 12345 funktioniert. Danke dir!
      Viele Grüße
      Malte

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