Vapour Barrier Liner sind (k)ein Wundermittel

Zwei große Mythen liest man immer wieder, wenn es um Vapour Barrier Liner, kurz VBL geht. Der erste Mythos besagt, dass ein VBL mehrere Grade Temperaturgewinn bringt und effektiv vor Erfrierungen schützt. Mythos Nummer zwei lautet: Du liegst in deinem eigenen Saft wie ein Huhn im Bratbeutel. Haben diese beiden Vorurteile einen wahren Kern? Oder verhält es sich mit einem VBL-Schlafsack doch ganz anders? Eine kleine Aufklärung.

Inhaltsverzeichnis

Welches Problem löst ein Vapour Barrier Liner?

Bei einem VBL handelt es sich um ein Schlafsack-Inlett, welches deine hochwertige Schlafsackfüllung vor Feuchtigkeit schützen soll. Genaugenommen geht es um den Schutz vor deinen Ausdünstungen, also Schweiß. Und du schwitzt auch dann leicht, wenn dir nicht zu warm ist.

Gelangt der Schweiß als Wasserdampf in deinen Schlafsack, ist das zunächst noch kein Problem. Daunen- oder Kunstfaserschlafsäcke können inzwischen eine Menge ab. Da die Umgebungstemperatur jedoch meist sehr niedrig ist, liegt der Taupunkt nicht außerhalb, sondern innerhalb deines Schlafsacks. Die Feuchtigkeit kann daher nicht in die Umgebungsluft verdunsten, sondern friert im Schlafsack an der Isolation ein. Der Loft der Füllung bricht dadurch nicht sofort zusammen. Bei sehr kalten Außentemperaturen würde sie mit der Zeit sogar wieder trocknen. So wie die nasse Wäsche im Garten bei knackigem Frost trocken friert.

Das Problem heißt Komprimieren

Gäbe es da auf Wintertouren nicht ein Problem: Du komprimierst den Schlafsack in der Regel jeden Morgen und stopfst ihn zurück in den Rucksack oder die Pulka.

Dadurch passiert es unweigerlich, dass die Füllung zusammengepresst wird, weiter einfriert und der Schlafsack nach dem nächsten Auspacken nicht mehr loftet. Nun steckst du in ernsthaften Schwierigkeiten, denn richtig trocknen kannst du den Sack auf den meisten Touren nur in einer gut beheizten Hütte.

Mit einem VBL kannst du dich vor diesem Problem schützen. Er ist ein dampfdichter Innenschlafsack, der das Durchfeuchten der Füllung effektiv verhindert. Du liegst dann über Nacht in dieser Hülle im eigentlichen Schlafsack.

Aufbau eines VBL

Da der Vapor Barrier Liner eine Dampfsperre darstellt, muss sein Stoff gut beschichtet sein. Meist eignet sich dafür silikonisiertes Nylon am besten. Es ergibt sich von selbst, dass damit atmungsaktive Stoffe untauglich sind, weil der Wasserdampf hindurchkommt. Auch die Nähte müssen gut verarbeitet sein, sodass durch die Einstichlöcher der Naht kein Wasserdampf nach außen gelangen kann. Achte beim Kauf auf gut getapte Nähte. Eine Doppelkappnaht und etwas Silnet helfen bei einem selbstgenähten VBL.

Wer viel Geld sparen will, kann auch stabile Malerfolie zuschneiden und mit Klebeband aneinanderkleben. Das ist zwar günstig und leicht, raschelt aber sehr und hält nicht allzu lange. Rundballenfolie soll stabiler sein, falls du daran kommst.

Dein VBL sollte oben am Hals gut zu schließen sein, da sich sonst bei Bewegung die Luft im Inneren mit der Umgebungsluft austauscht. Das wirkt sehr „erfrischend“ und du beginnst wahrscheinlich zu frösteln. Wegen des eher engen Halsabschlusses habe ich eine Gummikordel im Kragen des VBL verarbeitet und keine normale Kordel. So kann ich zur Not immer noch schnell herauskommen, auch wenn ich in der Panik nicht mehr gleich den Tanka finde.

Der Rab Hooded VBL verfügt über eine Kapuze (Foto: Malte Hübner)
Der Rab Hooded VBL verfügt über eine Kapuze

Ein VBL endet üblicherweise etwa am Wärmekragen des Schlafsacks, also direkt am Hals. Es gibt allerdings auch Modelle mit Kapuze. Mir selbst ist es ohne Kapuze lieber, da ich Angst davor habe, dass sich nachts die Kapuze verdreht und dann auf meinem Gesicht liegt. Andererseits scheint eine Kapuze sinnvoll, da wir auch am Kopf schwitzen.

Idealerweise passt der Schnitt deines Vapour Barrier Liner direkt zum Schlafsack. Manchmal kannst du den VBL sogar am Fußende im Schlafsack befestigen, wenn du dort Laschen für ein Inlett hast.

Schützt der VBL vor Erfrierungen?

Zwar findet man VB-Liner vor allem auf Wintertouren im Expeditionsstil, aber ein echter Schutz gegen Erfrierungen ist diese dünne Stoffschicht gewiss nicht. Die Isolation kommt vor allem von deinem Schlafsack. Der Wärmezuwachs durch einen korrekt verwendeten VBL liegt gefühlt bei maximal 3-5° Celsius, was ich in die Berechnung des nötigen Schlafsack-Setups nicht einberechnen würde. Ein wärmeres Gefühl ergibt sich auch durch den Wegfall der Verdunstungskälte auf der Haut (siehe nächster Abschnitt).

Kurzfristig schützt der Vapour Barrier Liner also nicht vor Erfrierungen. Langfristig hält er aber die Isolation trocken und damit ihre Funktion am Leben.

Liegt man im eigenen Saft?

Viele stellen sich die Nacht in einer Plastikfolie als eher unangenehm vor. Schließlich kann die Feuchtigkeit nicht entweichen. Die Vorstellung, in einer Pfütze zu liegen, ist aber bei korrekter Anwendung schlichtweg falsch.

Nach dem Einstieg wird es im VBL merklich feuchter. Das geht jedoch nicht im gleichen Verlauf weiter, sondern bleibt nach ein paar Minuten so. Im VBL sind nun 100 % Luftfeuchtigkeit erreicht, die Luft ist also gesättigt. Der Schweiß verdunstet dann nicht mehr von der Körperoberfläche, weil nichts mehr verdunsten kann. Wer dann noch weiter schwitzt, liegt in einem viel zu warmen Schlafsack.

Unangenehm wäre dieser Zustand nur, wenn man mit nackter Haut im Schlafsack liegen würde. Dann würde der Stoff vom VBL kühl an der Haut kleben. Im tiefen Winter schlafen wir aber sowieso in langer Unterwäsche und mit Liner-Socken. Hier hat Wollunterwäsche den Vorteil, dass sie auch im leicht feuchten Zustand noch wärmend wirkt. Ich empfehle daher einen Satz Merino-Unterwäsche im Vapour Barrier Liner.

Andere wählen auch ein Seideninlett oder einen Merinoliner als Zwischenschicht. Mir persönlich wäre das eine Schicht zu viel Gefummel: Inlett, VBL, Schlafsack, ggf. Biwaksack.

Durch gut versiegelte Nähte wird ein VBL wirklich dampfdicht (Foto: Malte Hübner)
Durch gut versiegelte Nähte wird ein VBL wirklich dampfdicht

Ein auflaminiertes Gewebe innen im VBL könnte es angenehmer machen, trocknet dann allerdings nicht so schnell. Denn eines ist klar: Die Zwischenschicht an Unterwäsche oder Inlett wird durchfeuchtet (feucht, nicht nass) werden, da sie in 100 % Luftfeuchtigkeit liegt. Deine Daunenjacke solltest du also in keinem Fall mit anziehen, um den Temperaturbereich des Schlafsacks zu erweitern.

Morgens beim Ausziehen des VBL ist es übrigens kurz unangenehm, wenn du mit der feuchten Unterwäsche in die kühle Luft kommst. Manchmal bildet sich sogar Reif auf der Merinowolle. Diesen kannst du aber leicht abklopfen. Den VBL kannst du zum Trocknen kurz auf links drehen und die Eiskristalle dann abschütteln.

Weitere Irrtümer

  1. „Einen VBL braucht man nur bei Daunenschlafsäcken.“ Nein, auch Kunstfaser kann beim Komprimieren verklumpen. Dieses moderne Watteflies steht Daune nur noch in wenig nach.
  2. „Feuchte Klamotten nehme ich zum Trocknen mit in den Schlafsack.“ Das mag im Sommer funktionieren, im VBL ist es vollkommen nutzlos. Versuche lieber, kurz vorm Ende der Tagesetappe etwas langsamer zu machen, damit du nicht verschwitzt ankommst.
  3. „Mit einem VBL bleibt mein Schlafsack absolut trocken.“ Von innen ja, aber leider kann auch von außen Kondensat oder Reif deinen Schlafsack nass werden lassen. In sehr feuchten Bedingungen kann daher zusätzlich ein Biwaksack außen über den Schlafsack gezogen werden. Hochwertige Schlafsäcke mit Membran in der Außenhülle brauchen das nicht.
  4. „Ich stecke einfach meinen Bivy in den Schlafsack, das funktioniert genauso.“ Wenn dein Biwaksack dampfdicht ist, ja. Die meisten Modelle sind jedoch atmungsaktiv und daher unbrauchbar.
  5. „Es ist bestimmt witzig, in seinem VBL einen Hang hinunterzurutschen.“ Okay, das ist wahrscheinlich nicht naheliegend. Wir mussten es natürlich trotzdem ausprobieren. Ich sage euch: Das macht der Stoff nicht mit.

Wann ist ein VBL sinnvoll?

Die Meinungen sind geteilt, wann ein VBL sinnvoll ist. Kritiker sagen, dass ein VBL in Skandinavien nicht nötig sei, da man fast immer Möglichkeiten wie Hütten zum Trocknen des Schlafsacks finden kann. VBL-Befürworter merken hingegen an, dass der Zeitpunkt ungünstig sei, wo man bemerkt, dass man wohl doch besser einen VBL benutzt hätte.

Ich würde die Diskussion salomonisch so zusammenfassen: Ab Touren über einer Woche ohne Hütte ist ein VBL sinnvoll. Bei kürzeren Touren brauchst du dir meist keine Gedanken zu machen.

Etwas ausführlicher entscheide ich es so: Bei Sonnenschein, leichtem Wind oder regelmäßigen Besuchen in Hütten (ca. alle drei bis fünf Tage) sollten sich immer wieder Gelegenheiten bieten, den Schlafsack zu trocken. Schüttle ihn dabei immer mal wieder auf, damit die Füllung sich lockert. Schwitzt du nachts viel oder hast durch das Wetter eine feuchte Umgebung, dann nutze einen VBL. Oder bist du auf einer Tour, wo es auf die absolute Zuverlässigkeit deines Schlafsacks ankommt? Dann gehe ebenfalls auf Nummer sicher.

Eine Frage, die ich noch nicht beantworten konnte: Wenn der Schlafsack nicht stark komprimiert wird, weil er in einem Bedding Bag oben auf der Pulka liegt, kann er dann besser trocknen oder fällt der Loft gar nicht erst zusammen? Wäre ein Bedding Bag eine Empfehlung für VBL-Gegner? Ich hatte auf den bisherigen Touren noch nicht die richtigen Bedingungen für einen verlässlichen Erfahrungswert hierzu.

Alternative Lösung zum VBL

Es gibt noch eine andere Möglichkeit, wie man den VBL vermeiden kann: Du nutzt dafür einen Sommerschlafsack oder Quilt mit Kunstfaserfüllung über dem Daunensack. So verschiebt sich der Taupunkt weiter nach außen, die feuchte Luft kondensiert erst in dem Überschlafsack und die Daune bleibt trocken. Der Kunstfaserschlafsack kommt dann tagsüber offen oben auf die Pulka und kann dort trocknen. Bedenke, dass moderne Kunstfaserfüllungen wie Apex Climashield beim Komprimieren ähnlich empfindlich sind wie Daunen. Wem ein Overbag auf Dauer nicht zu fummelig ist, für den könnte das eine Alternative sein.

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Übersicht über die verschiedenen Modelle

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die mir bekannten Modelle zu vergleichen. Vielleicht hilft dir das bei deiner Entscheidung ja auch.

Exped VBL Linerbag UL

Früher gab es von Exped auch eine schwere Variante. Meiner Erfahrung nach war diese das bekannteste Modell, allerdings mit unterschiedlichen Bewertungen. Offenbar war er nicht bei allen Nutzern wirklich dicht. Die UL-Version schneidet besser ab.

  • Material: 15 D Ripstop-Nylon, PU beschichtet, die Nähte sind getaped
  • Größe: 185 x 75 cm/50 cm (Körperlänge 185 cm)
  • Verschluss: normale Kordel mit Tanka
  • Packmaß: 16 x 10 x 10 cm, Packsack aus gleichem Material an Kopfende angenäht
  • Gewicht: 126 g inkl. Packsack (nachgewogen)
  • Preis: ca. 88 Euro

Meine Meinung: ein Packsack ist am Fußende praktischer, da sich mit dem Packsack am Kopfende die Luft beim Packen schnell im Fußende sammeln kann und mühsam herausgedrückt werden muss; wirklich leicht, wirkt aber robust genug

Link zum Exped VBL Linerbag UL

Cocoon Vapor Barrier Liner

Das Modell von Cocoon ist noch jünger. Bei der Beschichtung setzt man auf ein TPU-Laminat, was wahrscheinlich die dichteste und ökologischere Kombination ist. Dieses Modell verfügt über eine Kapuze.

  • Material: 15D Ripstop Nylon TPU Beschichtung
  • Größe: 225 x 84 cm (Körperlänge 195 cm)
  • Verschluss: Gummikordel mit Tanka
  • Packmaß: 13 x 8 cm; Packsack auf Brusthöhe angenäht
  • Gewicht: 180 g
  • Preis: ca. 60 Euro

Meine Meinung: ökologischere Variante; etwas weiter geschnitten; den Packsack hätte ich lieber am Fußende; Schlaufen an Kopf- und Fußende sehr praktisch zum Trocknen

Link zum Cocoon Vapor Barrier Liner

Western Mountaineering Hotsac

Das alte Modell gab es schon ewig, wurde aber in 2020 überarbeitet. Der Nylonstoff ist aluminiumbeschichtet. So soll der VBL die Körperwärme reflektieren. Früher war diese Beschichtung silbern, inzwischen ist sie goldfarben und das neue Modell etwas leichter. Wie bei Rettungsdecken hat die Farbe höchstens psychologische Wirkung. Manche raten bei Aluminium davon ab, es direkt auf die Haut zu legen. Du trägst aber sowieso Unterwäsche. Aluminiumverbindungen sind allerdings nicht sehr umweltfreundlich und die Beschichtung kann nach vielen Nächten abblättern. Bei der silbernen Beschichtung sollte noch eine weitere Schicht auf dem Nylon sein, die die Funktion erhält. Blättert die goldene Schicht ab, verliert der VBL seine Wirkung.

  • Material: Ripstop Nylon; alubeschichtet; die Nähte sind nicht getaped
  • Größe: 200 x 78 cm/48 cm (Körperlänge 200 cm)
  • Verschluss: Gummikordel mit Tanka
  • Packmaß: alt 15 x 15 x 4 cm, neu 10 x 6 x 6 cm; Packsack aus gleichem Material am Fußende angenäht
  • Gewicht: alt 162 g inkl. Packsack (nachgewogen), neu 100 g inkl. Packsack
  • Preis: ca. 115 Euro

Meine Meinung: Mehrere Stellen kritisieren, dass der Hotsac nicht hinreichend dampfdicht bzw. wasserdicht sei und so seine Funktion verfehle. Nachfragen bei Western Mountaineering zur Art und Beschaffenheit der Beschichtungen sind nicht ganz eindeutig, aber er ist weltweit im Einsatz. (Siehe Diskussion in den Kommentaren)

Link zum Western Mountaineering Hotsac

Beim Western Mountaineering Hotsac VBL ist eine Aluschicht auflaminiert, die zusätzlich Körperwärme reflektieren soll (Foto: Malte Hübner)
Beim Western Mountaineering Hotsac VBL ist eine Aluschicht auflaminiert, die zusätzlich Körperwärme reflektieren soll

Rab Hooded Vapour Barrier Liner

Wie der Name schon sagt, hat dieser VBL eine Kapuze, die man allerdings nicht zwingend aufsetzten muss. Leider hat Rab ihn seit 2022 nicht mehr auf der Webseite. Ich lasse ihn noch eine Weile hier genannt, weil es noch Restposten gibt.

  • Material: 30D Ripstop SilNylon; silikonimprägniert und PU-beschichtet; die Nähte sind nicht getaped
  • Größe: 225 x 75 cm/48 cm (Körperlänge 195 cm)
  • Verschluss: normale Kordel mit Tanka
  • Packmaß: 15 x 10 x 10 cm; Packsack aus Mesh am Fußende angenäht
  • Gewicht: 168 g inkl. Packsack (nachgewogen)
  • Preis: ca. 110 Euro

Meine Meinung: hochwertige Nähte, aber leider nicht getaped; sehr dünner Stoff; dank Kapuze auch als Notfallbivy nutzbar; mir ist er etwas zu eng, also eher für schlanke Menschen.

Link zum Rab Hooded Vapour Barrier Liner

PHD (Peter Hutchinson Designs) VBL

Diesen VBL könnte ich noch nicht selbst testen oder anschauen. Daher ergänzt gerne eure eigene Erfahrung. Er hat ebenfalls eine Kapuze.

  • Material: Nylon, Nähte getaped
  • Größe: drei verschiedene Größen
  • Verschluss: Kordel mit Tanka
  • Packmaß: 18 x 10 cm, Packsack beiliegend
  • Gewicht: 280 g
  • Preis: ca. 220 Euro

Meine Meinung: etwas schweres Modell, welches auch ein größeres Packmaß hat; bisher habe ich aber nur Gutes über diesen VBL gelesen (besonders in englischsprachigen Blogs)

Link zum PHD (Peter Hutchinson Design) VBL

Tundra Vapour Barrier Liner

Dieses Modell habe ich bei der Recherche gefunden. Ich kann daher nur Herstellerangaben wiedergeben.

  • Material: unbekannt, Nähte sind getaped
  • Größe: drei verschiedene Größen
  • Verschluss: Kordel mit Tanka
  • Packmaß: unbekannt
  • Gewicht: unbekannt
  • Preis: ca. 95 Euro

Meine Meinung: noch nicht vorhanden, ich freue mich daher über Meinungen anderer

Link zum Tundra Vapour Barrier Liner

Selbstbau VBL Modell „Winterfjell“

Ich wollte gerne 5 cm mehr Platz in der Breite und habe daher selbst genäht. Mein VBL war damit deutlich günstiger und hat sich bisher auf mehreren Touren bewährt. Der Stoff wirkt zwar nicht mehr ganz so geschmeidig wie früher, aber er scheint noch absolut dicht. Durch den festeren Stoff ist er auch etwas schwerer.

  • Material: 40 D Ripstop-Nylon; silikon-beschichtet; die Nähte sind nicht getaped
  • Größe: 220 x 90 cm/55 cm (Körperlänge 205 cm)
  • Verschluss: Gummi-Kordel mit Tanka
  • Packmaß: 15 x 15 x 10 cm; Packsack aus gleichem Material
  • Gewicht: 210 g inkl. Packsack (nachgewogen)
  • Preis: ca. 35 Euro Materialkosten plus 90 Minuten Nähzeit

Meine Meinung: Selbst zu nähen ist in dem Falle eines VBL deutlich günstiger und nicht besonders schwer. Wenn du die Naht nach unten setzt, liegst du darauf und brauchst die Naht nicht gesondert abdichten.

Bei meinem MYOG VBL aus Silnylon habe ich mir für die Nähte etwas Zeit genommen (Foto: Malte Hübner)
Bei meinem MYOG VBL aus Silnylon habe ich mir für die Nähte etwas Zeit genommen

Notfall-Biwaksäcke wie der LACD Bivy Bag

Das ist kein echter VBL. Es handelt sich vielmehr um einen Notfall-Biwaksack aus etwas stabilerer Rettungsdecke. Mit 108 Gramm ist er aber wirklich leicht und für 12 Euro ein günstiges Modell.

Und was sind VBL Socken und VBL Anzüge?

Auch für die Füße gibt es Vapour Barrier Liner Socken. Diese speziellen Socken werden über dünnen Linersocken getragen. Erst darüber kommt die dicke Schicht Wollsocken zur Isolation. Durch diese dampfdichte Zwischenschicht wird verhindert, dass die Wollsocken oder die Schuhisolation durchnässt werden. Das ist einer der wichtigsten Tipps für warme Füße. Voraussetzung für diese drei Lagen ist aber, dass in den Stiefeln genug Platz ist. Ich empfehle daher, bereits alle Lagen mit zum Stiefelkauf zu nehmen. Ich wähle meine Skistiefel immer mindestens eine gute Nummer größer.

VBL-Socken gibt es nur selten käuflich zu erwerben. Leider halten sie nicht wirklich lang und überleben manchmal gerade eine Tour. Dafür sind sie mir einfach zu teuer. Ich habe mir daher versuchsweise aus dem Verschnitt vom VBL-Sack eigene Socken genäht, was dank des Hackens allerdings schon etwas kniffliger war. Die halten zwar auch nicht länger, kosten aber nur einen Bruchteil.

Die selbst genähten VBL-Socken halten nicht länger als die von Exped, sind aber deutlich günstiger (Foto: Malte Hübner)
Die selbst genähten VBL-Socken halten nicht länger als die von Exped, sind aber deutlich günstiger

Längst kein Geheimtipp mehr ist die Alternative „Brotbeutel“. Diese schlauchförmigen Beutel mit etwa 6-8 Litern Fassungsvermögen gibt es in Schweden und Norwegen in fast jedem Supermarkt. Sie halten zwar nur ein paar Tage, kosten aber quasi nichts. Und auch mit einem kleinen Loch taugen sie noch als Müllbeutel bis ans Ende der Tour.

Der Preiskracher unter den VBL-Socken sind Brotbeutel (Foto: Malte Hübner)
Der Preiskracher unter den VBL-Socken sind Brotbeutel

VBL Anzüge sollen deine gesamte Kleidung vor Schweiß schützen. Ich habe damit bisher keine Erfahrungen gemacht und kenne solche Vorhaben nur aus ultralight-Kreisen. Obwohl ich VBL-Socken trage und im VBL schlafe, ist die Vorstellung, den ganzen Tag in einem VBL-Anzug zu stecken, auch für mich unangenehm. Ich könnte darin meine Isolation tagsüber kaum regulieren und hätte viel zu viel Sorge vor der Feuchtigkeit, denn trocken heißt am Körper warm. Einen verlässlichen Erfahrungsbericht gibt es dazu dennoch im englischsprachigen Blog von Andrew Skurka.

Von VBL-Handschuhen rate ich ab. Feuchte Finger neigen zu Erfrierungen. Wechsle besser die Handschuhe und passe die Isolationsstärke an die Bedingungen an. Handschuhe lassen sich schließlich schneller wechseln als Schuhe, Ersatz wiegt nicht viel und unter der Jacke trocknen auch mal ein Paar.

Jetzt bist du an der Reihe. Welche Fragen hast du? Was gefällt dir an diesem Beitrag? Was möchtest du ergänzen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.

15 Gedanken zu „Vapour Barrier Liner sind (k)ein Wundermittel“

  1. Wie Traugott erwähnt, ein Sommerschlafsack sollte auch noch betrachtet werden. Mit einem Quilt aus Climashield, hat man ein gutes System um die Daune trocken zu halten das weitere Vorteile bietet.
    – Ein Quilt kann meistens getragen werden, ergo es wärmt während dem es trocknet.
    – Falls man dooferweise die Daune doch irgendwie nass gekriegt hat, kann man den Sack in der Nacht doch noch trocknen beim normalen Aufbau.
    – Man kann insgesamt 2 Schlafsäcke haben, einen für 0°C Temperaturen und für Zimmertemperaturen. Zusammen hat man ein modulares Wintersystem.

    Danke für den Blog!

    Antworten
  2. Die Kombination aus innerem Daunenschlafsack und leichtem äußeren Kunstfaserschlafsack ist m. M. nach für nicht ganz extreme Vorhaben optimal. Z. B. schlafen – so vorhanden mit dem Kunstfaserschlafsack in der Hütte, während die Daune austrocknet. Socken: Die Plastiktüten-„VBL“ und Klebeband sind unschlagbar (günstig und mehrwertig), auch zum Waten oder beim Rad-/Motorradfahren. Sieht schlimm aus und dem Sporthandel grausts, aber funktioniert – kurzzeitig – ebenso wie „wasserdichte“ Socken, Paddel-Strümpfe (z. B. v. Zölzer) plus Sandalen/Stiefel oder eben die VBL-Socken… Mit Renovierungsfolie als Not-Biwaksack, Zeltplane, Unterlage, VBL-Liner o. ä. sind schon zig Ultralight-Aktionen erfolgreich und gesund beendet worden… (davon schicke ich mal keine Bilder mit!). Deine Infos sind super!

    Antworten
  3. „Da der Vapor Barrier Liner eine Dampfsperre darstellt, muss sein Stoff gut beschichtet sein. Meist eignet sich dafür silikonisiertes Nylon am besten.“

    In den Beschreibungen von Western Mountaineering und PHD steht nur, dass sie Nylon nutzen, von einer Beschichtung steht da nichts. Zumindest beim HotSac (sowohl beim alten als auch beim neuen) ist der Stoff auch nicht wasserdicht. Wie (und ob) das funktioniert, weiß ich allerdings auch nicht.

    Antworten
    • Moin Jan,
      das kann schon gut sein, dass die Hersteller dort nicht exakt hinschreiben, womit sie beschichten. Aber beide schreiben von Beschichtungen: Bei WM heißt es „reflective coating“, PHD nennt es „non-breathable nylon“. Ich habe bei WM mal angefragt, ob die Beschichtung wasserdicht (dampfdicht) ist und kommentiere die Antwort dann hier.
      Viele Grüße, Malte

  4. Hi Malte,

    ich bezweifle, dass das „reflective coating“ die Wasserdichtheit gewährleisten soll, dafür löst sich die Aluminium- bzw- Goldbeschichtung auch zu schnell. Wäre dann quasi ein Einwegprodukt.
    Mit WM stehe ich gerade auch in Kontakt, bisher habe ich diese Antwort bekommen: „Vapor barriers prevent moisture from entering a substrate in conditions of about 75 percent relative humidity. However, vapor barriers do not offer the same waterproofing capabilities as waterproofing membranes in most weather conditions. … It is not waterproof.“
    Die ersten beiden Sätze hat die Support-Frau von einer Seite über Dampfsperren im Gebäudebau geklaut.
    Ich habe schon einmal vor zwei Jahren bei WM darauf hingewiesen, dass mein VBL nicht wasserdicht ist. Da haben sie mir einfach einen neuen geschickt, der es ebenso wenig ist.
    Kurzum: Die wissen es selbst nicht oder fragen halt niemanden in ihren Reihen, der es weiß. Aber vielleicht hast du ja mehr Glück.

    Antworten
    • Moin Jan,
      und oha, das klingt ja nach gruseligem Service. Halte uns alle mal auf dem Laufenden, was bei dir rauskommt. Ich stelle die Antwort ebenfalls ein, wenn ich denn eine bekomme (https://www.reddit.com/r/Ultralight/comments/fe1rmi/experience_with_wm_hot_sac_vbl/). Zwar sind nicht abgedichtete Nähte oder ein kleines Loch kein Weltuntergang bei einem VBL, weil eben die meiste Feuchtigkeit doch im Innneren bleibt, aber ein komplett durchgängiger Stoff wäre ja absurd. Ich hatte nur das alte Modell in den Händen und dieser wirkte ähnlich dicht wie mehrfach beschichtetes Silnylon. Deine Zweifel an die Dichte kann ich nachvollziehen, aber mangels WM VBL hier weder bestätigen noch zwerstreuen. Ich nehme aber im Text mal einen Hinweis auf diese Diskussion auf und danke dir für deine Kommentare dazu.
      Viele Grüße
      Malte

    • Stand nach einer Woche: Keine Antwort. 🙁

      Da es gute Alternativen gibt, die auch noch günstiger sind, empfehle ich einfach den Blick auf andere Hersteller oder ein feines Nähprojekt. 🙂

    • So, das ganze Thema hat auch für mich jetzt einen Abschluss gefunden:

      Nachdem ich gefragt hatte, ob das Teil auch noch funktioniert, wenn sich die Silber-/Goldbeschichtung abnutzt, bekam ich diese Antwort:
      „So, I talked to our textiles guy and he said if you have the old silver one that if you can still see a film backing even though the silver has worn off and it still stays vapor proof given the way it was pressed. On the new ones, if the gold wears off then the vapor proof barrier would also wear off. However, we have yet to see a gold one wear off!“

      Ob das so stimmt, weiß ich nicht: Ein abgenutzter schwarz-goldener VBL war immer noch wasserdichter als ein quasi-neuer rot-silberner.

      Ich hatte zuvor einen 120 Nächte genutzten schwarz-goldenen VBL gebraucht gekauft, bei dem die Beschichtung deutlich abgenutzt war. Davon habe ich denen einfach mal ein Foto geschickt und gefragt, ob das ein Garantiefall wäre. Das wurde vom Service bejaht und mir ein neuer zugesichert. Dann passierte einen Monat lang nichts, bis sie sich wieder meldeten: Sie würden keinen deutschen Shop finden, der mir einen neuen zuschickt, aber das jetzt selbst von den USA aus übernehmen. Und der war dann auch eine Woche später bei mir.

      Damit kann ich natürlich gut leben! Die Frage bleibt aber immer noch, wie dampfdicht er ist und ob so eine Silberbeschichtung nicht zu fragil ist.
      Daneben stellt sich mir auch die Frage, ob so ein VBL denn wirklich zu (annähernd) 100 % dampfdicht sein muss, siehe den oben von dir verlinkten Reddit-Beitrag: „I believe though it strikes a nice balance in breathability as I’ve never felt overly clammy in it but in the winter in a WM versalite there is substantially less Vapour wetting out the sleeping bag.“

      Letzten Endes vermute ich ja, dass der WM-VBL der weltweit am meisten genutzte ist und auch schon die eine oder andere Süd-/Nordpolexpedition gesehen haben dürfte, entsprechend sollte er auch für lange Zeiträume ohne Trocknungsmöglichkeit ausreichend dampfdicht sein.

    • Hallo Jan,
      danke für deine ausführliche Rückmeldung dazu. Das hilft sicher dem einen oder der anderen weiter bei der eigenen Entscheidung. Meine vier kleinen Gedanken dazu:
      1. Ja, wahrscheinlich reicht meistens die „dampfmengenregulierende Wirkung“ eines nicht ganz dichten VBL aus, dass nicht plötzlich zu viel Feuchtigkeit in den Schlafsack gerät und er insgesamt trocken bleibt. Oft geht es ja auch ganz ohne VBL.
      2. Einen Artikel als Dampfsperre zu verkaufen, der aber nicht dampfdicht ist, gefällt mir nicht. Dann sollte es Vapour Reduce Liner oder Vapour Regulate Liner heißen, oder?
      3. 120 Nächte sind eine Hausnummer für eine Beschichtung, die auch mechanisch belastet wird. Guter und faier Service von WM, allein schon mit dem Versand aus USA.
      4. Am Ende ist es für extralange Touren vielleicht doch wieder der XXL-Müllsack wie auf dem Foto von Mike Horn und Børge Ousland hier (auch schon durchlöchert): https://ichef.bbci.co.uk/news/976/cpsprodpb/CF83/production/_110032135_c3c863f4-986e-47ef-9c47-22939573af07.jpg.webp
      Viele Grüße und immer einen trockenen Schlafsack wünscht
      Malte

  5. Servus, ich habe den Cocoon! Anfänglich war der Schlafsack im Biwaksack knochentrocken, aber nun sammelt sich jede Nacht immer mehr Kondens! Ich werde nun Mal einen Test mit einem anderen machen und wenn dass dann nicht mehr so ist, dann wäre der cocoon nach nem halben Jahr auszutauschen

    Antworten
    • Moin Felix,
      das wäre sehr schade. Ich hätte ihm mehr zugetraut. Meinst du ein halbes Jahr Dauernutzung? Oder sporadisch? Hast du schon mit dem Hersteller Kontakt aufgenommen? In letzter Zeit denke ich immer öfter, dass große stabile Müllsäcke vielleicht doch eine gute Alternative wären. Vielleicht nicht unbedingt umweltfreundlich, aber das sind die käuflichen ja auch nicht, wenn sie nur kurz halten.
      Viele Grüße
      Malte

  6. Hallo Malte,
    danke für deine Seite. Ich konnte hier wirklich viel lernen.
    Um dir evtl auch noch ein kleines Lernen mitzugeben: du wunderst dich darüber, dass einige VBL ihren Packbeutel oben haben. Der Hintergrund ist, dass wenn du vom Fußende anfängst den aufzurollen, dann kriegst du den am Ende ganz ohne Luft drin in den Beutel rein. So ist die Kiste gedacht 😉

    Beim Thema VBL-Socke ärgerte ich mich die ersten 1-2 Tage, dass der Gefrierbeutel immer den Fuß runterrutschte. Ich habe dann den Beutel mit dem Schnürsenkel am obersten Schnürsenkelhaken eingeklemmt. Entgegen meiner Annahme hielt das einwandfrei und ich konnte die Beutel immer 2 Tage lang nutzen.

    Antworten
    • Hallo Rene,
      rollst du noch oder stopfst du schon?
      Für die Roller und Falter mag der angenähte Packbeutel am Kopfteil praktischer sein. Das stimmt. Aber ich stopfe. Deswegen lieber unten.
      Bei den VBL Socken schlage ich sie immer um in die Liner-Socke und bisher hielt das meistens. Deine Idee finde ich trotzdem gut. Nur meine Beutel halten länger. Ich habe die letzten Male immer erst gewechselt, wenn sie nach 4 Tagen echt eklig wurden. Psst!
      Viele Grüße
      Malte

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