Auf einer Wintertour musst du dich auf deine Ausrüstung verlassen können. Deshalb muss sie vor allem robust und langlebig sein. Hier ist nicht der richtige Ort für Experimente. Eine gute Ausrüstung auf Wintertour ist aber auch leicht, weil du sie schleppen oder ziehen musst. Und bestenfalls ist sie auch noch günstig, damit du sie dir auch leisten kannst. Leider gibt es nur selten Ausrüstung, die alle drei Kriterien gleichzeitig erfüllt. Was leicht und günstig ist, hält meist nicht lange. Günstige, robuste Ausrüstung ist dagegen schwer. Und leichte, langlebige Ausrüstung kostet bedauerlicherweise oft ein Vermögen.
Inhaltsverzeichnis
Welches Equipment ist nötig?
Die eingangs genannte Erfahrung gilt generell für alle Winterausrüstung. Jetzt könntest du auf die Idee kommen, Kompromisse einzugehen. Mit einer Pulka lässt sich durchaus etwas großzügiger packen und auch den einen oder anderen schwereren Gegenstand mitnehmen. Das ist in Ordnung.
Wenn Geld keine Rolle spielt, könntest du dir auch das Beste vom Besten kaufen und hättest dann leichte und robuste Ausrüstung. Auch das wäre ein Weg. Nur an der Robustheit darfst und solltest du nicht sparen, das könnte ins Auge gehen.
Doch bevor du dich jetzt in den Dispokredit stürzt und einen Großeinkauf startest: Du brauchst keine vollständige Polarausrüstung, um überhaupt starten zu können. Nur an einigen sicherheitsrelevanten Gegenständen würde ich wirklich niemals sparen: Zelt, Kocher und Schneeschaufel.
Kriterien für Ausrüstung auf Wintertour
Für eine gute Zusammenstellung der Ausrüstung auf Wintertour kommen zur Robustheit und dem leichten Gewicht weitere Kriterien dazu:
- Kälte erprobt: Damit meine ich nicht nur die Robustheit im Sinne von Kältebeständigkeit des Materials. Es kommt bei tiefen Temperaturen auch darauf an, in der Kälte mit Handschuhen noch gut bedienbar zu sein.
- Einfache Konstruktion: Wenn es einfach konstruiert ist, lässt es sich in den meisten Fällen auch auf Tour leichter reparieren. Das Prinzip heißt KISS – Keep it simple and stupid.
- Platzsparend: Also gut komprimierbar wie ein Daunenschlafsack oder klein verstaubar wie ein ausgeklügeltes Kochsystem, denn am Ende kommt doch eine ganze Menge Ausrüstung zusammen, die verstaut werden will.
- Schnelltrocknend und wenig Nässe aufnehmend: Nässe gefriert in der Kleidung oder mindert in fast allen Fällen ihre Funktion. Gute Funktionskleidung hat hier die Nase vorn.
- Umweltfreundlich: Neben allen funktionalen Punkten solltest du auf nachhaltige Produkte achten. Schließlich wollen wir alle auch morgen noch die Natur erleben.
Wo treffen diese Kriterien zu?
Selten erfüllen sich alle Kriterien gleich gut in einem wintertourtauglichen Gegenstand. Schau dir deine (zukünftige) Ausrüstung an und gehe die Punkte einmal der Reihe nach durch. Ich gebe dir zwei Beispiele:
Eine dicke Evazote-Isomatte ist zwar absolut bewährt, einfach konstruiert und robust, für ihre hohe Isolationswirkung ist sie auch relativ leicht, aber sie ist ganz sicher nicht platzsparend. Einer ultraleichten Luftmatratze mit irgendeiner Isoliermasse würde ich dagegen hinsichtlich ihrer Kältetauglichkeit (Atem gefriert innen) und ihrer Langlebigkeit (Laminat löst sich, Loch, Riss …) im Winter als einziger Matte nie vertrauen. In Kombination mit einer Evazote-Matte liefert sie hingegen viel Komfort und nimmt wenig Platz ein.
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Ähnlich verhält es sich mit Wolle als warme Baselayer. Es heißt immer, Wolle trockne langsamer. Aber Wolle trocknet im Vergleich für sich genommen ebenso schnell wie Kunstfasern. Sie verfügt nur über die Fähigkeit, deutlich mehr Feuchtigkeit wie Körperschweiß aufzunehmen als Funktionswäsche aus Kunststoff. Daher dauert es in der Praxis entsprechend länger, wenn die Wolle erst einmal durchnässt ist. Doch bis dahin wirkt sie zu einem kleinen Grad feuchtigkeitsregulierend und fühlt sich nicht sofort nass an.
Wolle hält die Wärme auch im feuchten Zustand besser, als es ein vergleichbares Polyesther-Fleece könnte. Ebenso positiv wirkt sich die geruchshemmende Wirkung der Wolle auf das (gemeinsame) Wohlbefinden in Hütte und Zelt aus. Sie ist daher sehr gut für Wintertouren geeignet.
Vorsicht! Die Werbebotschaft, dass Wolle auch nass wärmt, vergisst du auf Wintertouren bitte als Erstes. Nass wärmt im Winter nichts. Wer nass ist, muss in trockene Schichten wechseln oder sich mit moderater Bewegung „trockenlaufen“.
Wenn du deine Kleidung gut aufeinander abstimmen möchtest, empfehle ich dir dafür das winteroptimierte Zwiebelprinzip.
Perfekte Ausrüstung gibt es nicht
Okay, das ist etwas reißerisch formuliert. Gute Ausrüstung gibt es schon. Aber bei käuflich zu erwerbender Ausrüstung vermisse ich häufig die eine oder andere ganz spezielle Funktion. Vieles davon ist einfach nur eine individuelle Anpassung auf meine Bedürfnisse, aber oft werden Ausrüstungsgegenstände auch dadurch erst wirklich wintertourtauglich. Eine unvollständige Liste meiner kleinen Anpassungen oder Ergänzungen:
- Universal-Kurzfelle für meine Ski, da sie keine integrierte Kurzfellaufnahme haben
- Windrichtungsbändchen an den Skistöcken zur groben Navigation
- Extra Wolleinlegesohlen in den Skistiefeln
- Gefrierbeutel als VBL-Socken
- Mehrwege statt Einwege-Reißverschluss in Pulkaverdeck genäht
- Zusätzliche Taschen im Bedding Bag nachgerüstet
- Integrierte Gamaschen in die Tourenhose eingenäht, um auf zusätzliche Gamaschen verzichten zu können
- Etaproof-Anorak selbst genäht
- Reißverschlüsse an Kleidung, Schlafsack und Zelt mit Kordel handschuhtauglich gemacht
- Mehr Wäscheleinen und kleine Karabiner im Zelt nachgerüstet
- Windseite an den Abspannpunkten mit Kordel markiert und Sicherungsleine am Zelt befestigt
- Kombination aus zwei Isomatten für Bequemlichkeit und Sicherheit
- Vapour Barrier Liner selbst genäht
- Winterkocher auf Brettchen geschraubt
- to be continued …
Bitte lasse dich davon nicht abschrecken. Wenig davon ist in irgendeiner Weise spielentscheidend, sondern folgt eher meinem eigenen kleinen Perfektionsdrang.
Fazit zur Ausrüstung auf Wintertour
Im Winter geht es vor allem um Zuverlässigkeit. Alles muss robust und auf die Kälte ausgelegt sein, besonders die sicherheitsrelevanten Gegenstände. Wenn du solche Dinge besitzt, kannst du damit losziehen. Die Zusammenstellung deiner persönlichen Ausrüstung wird sich wahrscheinlich mit zunehmender Erfahrung noch verändern. Du wirst vielleicht sogar Kompromisse zwischen den oben genannten Kriterien eingehen, ganz nach deinen Bedürfnissen.
Deshalb empfehle ich dir auch nicht, einfach alles von einer fremden Packliste zu kaufen. Es ist sinnvoller, sich bestimmte Produkte erst nach und nach anzuschaffen, sobald der längerfristige Einsatzzweck feststeht und deine Erfahrung den Blick für die Details geschärft hat.
Interessant ist es auch, dass sich bei der erprobten Ausrüstung in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren gar nicht so viel geändert hat, wie die älteren Einträge auf Fjaellwanderung.de zeigen.
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