Die größte Gefahr für Erfrierungen besteht an den weit vom Herz entfernten Körperteilen wie den Füßen. Sie sind daher besonders empfindlich und müssen sehr gut vor Kälte geschützt werden. Am besten überträgst du dabei das optimierte Zwiebelprinzip auf die Füße. Welche Tricks gibt es für wirklich warme Füße?
Inhaltsverzeichnis
Die zehn goldenen Regeln für warme Füße
Diese Regeln sind das Ergebnis zahlreicher Versuche auf verschiedenen Wintertouren.
Mit warmen Füßen starten
Bist du schon einmal in deine Stiefel gestiegen, nachdem diese draußen über Nacht vollkommen ausgekühlt und bei Nässe im Schuh sogar bretthart gefroren sind? Das saugt dir beim Anziehen sofort die Wärme aus deinen Füßen. Bei richtig hart gefrorenen Stiefeln dauert es oft die erste Stunde am Morgen, bis du sie wieder warmgelaufen hast. Das Schnüren ist dann eine Qual und du musst öfter nachschnüren, wenn der Stiefel beim Auftauen weicher wird. Ich ziehe die Stiefel erst an, wenn ich ziemlich sicher kurz darauf in Bewegung komme.
Es hilft etwas, deine Innenschuhe, Socken oder Einlegesohlen über Nacht mit in deinen Schlafsack zu nehmen. Und restlichen Schnee solltest du beim Betreten des Zeltes von den Stiefeln bürsten. Eine Bürste gehört daher zu meinen hilfreichen Gegenständen auf Wintertour. Anschließend empfehle ich, die Stiefel in der Apsis in einer großen Plastiktüte zu verstauen, sodass keine Kondensation oder Flugschnee eindringen kann.
Mit trockenen Füßen starten
Dafür braucht es zweifelsohne trockene Stiefel. Von außen solltest du diese imprägnieren oder wachsen und kannst auch auf einen Membranschuh setzen, der wasserdichter ist. Membranstiefel lohnen sich aber nur bei höheren Temperaturen und viel Sulzschnee oder sogar Wasser.
Wenn du mit dem Auto oder Zug anreist, trage deine Skistiefel dabei besser noch nicht. Abgesehen davon, dass die Schuhe in der Regel überhaupt nicht zum Autofahren geeignet sind, wirst du auf der Fahrt bereits ganz langsam ihre Isolation durchschwitzen. Klamme Stiefel sind schnell kalte Füße. Ein Paar trockene Ersatzsocken extra wiegt nicht viel und kann bei versehentlich durchnässten Stiefeln helfen.
Die richtigen Socken tragen
Von allen „unterstützenden“ Sportsocken möchte ich abraten, weil diese eng sind und damit schnell die Blutzirkulation behindern. Eine dünne Linersocke aus Kunststoff sollte perfekt am Fuß anliegen, um Blasen zu vermeiden. Darüber kommen je nach Temperatur mittlere (600er) oder warme (800er) Wollsocken aus Merinowolle. Diese sind auch immer eine gute Geschenkidee für Wintertour-Fans.
Solltest du orthopädische Stützstrümpfe oder Kompressionssocken tragen (müssen), lass dich im Zweifelsfall noch einmal zum Umgang bei tiefen Minusgraden beraten.
Die Isolation vor Schweiß schützen
Um die wärmende Wollsocke vor Feuchtigkeit zu schützen, kannst du zwischen die Schicht aus Linersocke und Isolationsschicht eine VBL-Socke ziehen. Ähnlich wie beim Vapour Barrier Liner im Schlafsack handelt es sich dabei um eine wasser- und dampfdichte Plastiksocke oder einen 8-Liter-Brotbeutel aus dem Supermarkt. Wenn du oben den Rand etwas umschlägst und in die Linersocke schiebst, rutschen sie nicht so schnell herunter. Abends solltest du die Füße dann gut trocknen. Und ja, die Liner und Füße stinken im ersten Moment nach dem Ausziehen leider sehr.
Einlegesohlen verwenden
Wenn du jemals lange in der Kälte stehen musstest, weißt du, wie viel Wärme an den Boden verloren geht. Wahrscheinlich wird sogar mehr Wärme dorthin abgegeben als über die Luft. Je hochwertiger und dicker deine Einlegesohle ausfällt, desto besser isoliert sie nach unten. Es gibt Wollfilzsohlen und solche mit Lammfell, die ich beide empfehlen kann. Beim längeren Warten kannst du dich auch auf ein Evazote-Sitzkissen stellen.
Große Schuhe wählen
Im Winter brauchst du etwas mehr Platz in den Schuhen, um die drei Schichten Socken und eventuell einen Filzinnenschuh unterzubringen. Wähle Schuhe, die ein bis zwei Nummern größer sind als normal und keine Druckstellen verursachen. Das könnte sonst die Blutzirkulation behindern. Deine Zehen haben genug Platz, wenn sie trotz dicker Socken die Außenwand nicht mehr direkt berühren. Mehr findest du im Beitrag, welche Skistiefel sich gut für Wintertouren in Skandinavien eignen.
Gamaschen
Um das Eindringen von Schnee in den Stiefel zu verhindern, solltest du immer Gamaschen oder eine Tourenhose mit integrierten Gamaschen tragen. Diese sorgen zusätzlich für ein wenig Isolation. Atmungsaktive Materialien verhindern ein schwitziges Mikroklima darunter. Ich trage bei Bedarf sogar nur wasserabweisende Gamaschen aus gewachstem G1000 Baumwollmischgewebe.
Kalte Füße können auch auf schleichende Unterkühlung hinweisen
Daher kann es helfen, die Körpermitte aufzuwärmen. Wenn der Körper friert, zieht er das Blut in den Rumpf zurück, um die lebenswichtigen Organe warmzuhalten. Eine weitere Kleidungsschicht und ein heißer Tee im Magen können daher auch dafür sorgen, die Füße wieder besser zu durchbluten. Besser präventiv handeln, als Erste Hilfe Maßnahmen zu benötigen.
Füße auch abends warmhalten
Nachdem deine Füße abends aus den Skistiefeln und Sockenschichten befreit sind, brauchen sie weiterhin genug Isolation, um warm zu bleiben. Dicke weiche Wollsocken oder leichte Daunensocken sind dafür perfekt. Für den kurzen Gang vor das Zelt passt auch noch ein Überschuh darüber, in Norwegen einfach nur „Fußsack“ (Fodpose) genannt.
Wichtiger als den erwähnten Daunenbootie finde ich darin eine dicke Einlegesohle aus Evazote oder Wollfilz, um in Richtung des Bodens zu isolieren, denn Daune komprimiert zu stark. Wollfilz kann sogar noch mehr: Wenn du das Mehrgewicht in Kauf nehmen magst, sind doppelte Wollfilzstiefel deutlich schneller warm und weniger feuchtigkeitsempfindlich. Ich gönne mir daher manchmal meine selbstgenähten Mukluks aus Etaproof-Baumwolle im Gepäck.
Zusätzlich kannst du dir mit einem Taschenofen oder einer Wärmflasche den Schlafsack im Fußbereich vorwärmen.
Unterhalte dich mit deinen Füßen
Achte auf eventuelle Taubheitsgefühle an den Füßen. Das ist nicht immer einfach, weil Taubheit ja gerade die Abwesenheit eines Gefühls ist. Also hör ihnen gut zu und achte darauf, nicht zu sehr zu frieren. Deine Füße können dir viel sagen und du kannst sie ermutigen, noch ein wenig durchzuhalten. Bewege dazu deine Zehen im Schuh, so gut es geht.
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Im Winter habe oft kalte Füße, egal wie warme Schuhe ich anhabe. Vor allem auf Weihnachtsmärkten. Da habe ich herausgefunden, dass Einlegesohlen tatsächlich die beste Lösung dafür ist.