Drei Dinge brauchst du zum Ziehen deines Gepäckschlittens: die Pulka selbst, ein Gestänge (oder Zugseil) und ein Zuggeschirr. Mit dem Zuggeschirr wird die Last des Schlittens auf die Hüfte übertragen, sodass du dich zum Ziehen mit dem ganzen Körper in dein Gespann stemmen kannst. Einfache Modelle besitzen nur einen Hüftgurt, Expeditionsmodelle haben in der Regel noch zusätzliche Schultergurte. Worauf du zusätzlich achten kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Anlegen wie einen Rucksackgurt
Du trägst deinen Pulkagurt wie einen normalen gepolsterten Rucksackhüftgurt über deinem Beckenknochen. Bei einem Modell mit Schulterriemen legst du diese über die Schultern, ziehst sie aber nicht zu fest. Am besten sitzen sie so, dass sie gerade nicht rutschen.
Das Gestänge oder Zugseil wird daraufhin rechts und links in die Ösen eingehängt und schon kann es losgehen. Das Ganze ist also wirklich einfach. Einen kleinen Tagesrucksack kannst du problemlos zusätzlich tragen.
Es gibt aber auch spezielle Pulka-Rucksäcke mit vormontierten Ösen am Hüftgurt von Fjellpulken. Im Zweifelsfall kannst du deinen Rucksack auch mit Schlaufen tunen, um die Pulka zu ziehen. Allerdings rate ich dir in dem Fall zu einem Rucksackmodell mit einem dicken Hüftgurt. Ziehe das Gewicht deiner Pulka nie ausschließlich über die Schulterträger des Rucksacks, da es eine große körperliche Belastung darstellt.
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Befestigung des Gestänges
Idealerweise hat dein Pulka-Zuggurt mehrere Einhängepunkte an der Seite, damit du ihn auf deine Hüftbreite anpassen kannst. Die Karabiner deiner Zuggabel hängst du in die entsprechende Öse an der Außenseite des Gurtes ein oder leicht nach hinten versetzt. So bohrt sich das Gestänge bei einem Sturz nicht in deinen Rücken.
Damit das Gestänge von der Pulka bis zur Hüfte schön parallel verläuft, habe ich mein selbstgebautes Pulkagestänge sogar in der Breite auf meine Hüfte samt Gurt angepasst.
Alternativ wird auch ein Zugseil rechts und links eingehängt und als Y zu einem Seil zusammengeführt. So verteilt sich die Last besser auf den Gurt.
Ruckdämpfer für die Pulka
Beim Laufen wird deine Pulka immer etwas ruckeln. Dieses Ruckeln überträgt sich über die Zugvorrichtung auch auf deinen Körper. Bei einer schweren Pulka (über 40 Kilo) lohnt sich der Gedanke an einen Ruckdämpfer. Bei den Modellen von Fjellpulken ist solch ein Dämpfer bereits integriert, aber du kannst dir auch schnell selbst helfen. Nimm einfach eine ausreichend dicke Gummikordel (min. 6 mm) und knote sie zu einer Schlaufe mit 10 cm Durchmesser. Diese legst du doppelt und hängst sie zwischen Gurt und Gestänge. Beim Zugseil kannst du den Dämpfer auch in das Seil einknoten.
Worauf du bei einem Pulkagurt achten musst
Dein Pulka Zuggeschirr muss sehr robust sein, denn das ständige Ziehen und Ruckeln an den Ösen stellt eine große Belastung dar. Nicht selten wiegt eine Pulka zu Beginn der Tour über 35 kg, manchmal sogar bis zu 50 kg.
Kritische Punkte sind daher die Einhängeösen und deren Befestigung. Achte also genau auf die Nähte und die Verarbeitung. Auch die Schnalle vorne sollte stabil gebaut sein. Eine Schnalle aus Kunststoff hat dabei Vorteile gegenüber einer Metallschnalle, weil letztere eher zum Vereisen neigt. Wenn du Karabiner am Zuggurt befestigst, wähle diese groß genug, damit sie mit Handschuhen bedienbar sind.
Schultergurte
Ob Schulterträger notwendig sind, wage ich zu bezweifeln. Wenn du nicht gerade eine mehrwöchige Expedition planst, würde dein Hüftgurt für das Gewicht der Pulka ausreichen. Schultergurte verleiten schnell dazu, zu viel Gewicht auf die Schultern zu übertragen. Und das wirst du am Abend spüren.
Andererseits lässt sich bei geschicktem Einsatz der Schulterriemen die Last oft besser variieren. So kannst du den Gurt abwechselnd etwas niedriger und etwas höher tragen, um Druckstellen zu vermeiden.
Tipp: Du kannst die Schulterriemen mit simplen Gurtpolstern aus dem Armeeshop etwas aufbessern.
Übersicht über Pulka-Zuggeschirr Modelle
Es gibt eine gute Auswahl an Pulka-Zuggurten zu erwerben. Die großen Hersteller bieten jeweils ein Standard- und ein Expeditionsmodell an. Das Expeditionsmodell ist zusätzlich mit gepolsterten Schulterriemen ausgestattet oder einfach etwas dicker gepolstert. Im Handel sind folgende Modelle erhältlich, wobei du mit 85 Euro einsteigst und bis zu 230 Euro für das Premiummodell hinlegst:
- Fjellpulken Standard– und Expeditionsmodell
- Acapulka Standard– und Expeditionsmodell
- Aigiulle Shaft-and-Rope-Modell und Rope-Modell
- Jemtlander Sele Zuggurt
- Tatonka Tec Harness (vergriffen, selten bei ebay)
Beim Tatonka-Modell war es sinnvoll, die Druckknöpfe an den D-Ringen festzunähen, da sich diese sonst bei hoher Belastung öffnen können. Dafür war dieser Gurt preislich unschlagbar.
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Pulkagurt selbst bauen
Alternativ zu den käuflichen Modellen kannst du dir einen einfachen Pulkagurt auch selbst basteln. Für die Näharbeiten solltest du allerdings über eine kräftige Nähmaschine verfügen, die auch durch mehrere Lagen Gurtband kommt.
Als Basis kannst du den Hüftgurt eines ausgedienten Rucksacks verwenden oder du schaust dich nach einer Koppeltrage aus dem Armeeshop um. Für meinen Pulka-Selbstbau habe ich mich ebenfalls an den Selbstbau eines Zuggeschirrs gewagt.
Übrigens finden sich dieser Selbstbau-Gurt und der Zuggurt von Tatonka auch in den beiden Sets aus meinem Pulka Verleih.
Pulka mit Gestänge oder Zugseil ziehen
Du ziehst deine Pulka entweder an einem Zugseil oder an einem Gestänge. Beides hat seine Vor- und Nachteile:
Zugseil
- sehr leicht und gut zu transportieren
- du brauchst dich nicht abzuschnallen, wenn du an die Pulka willst
- in der Länge anpassbar
- relativ günstig
- Nachteile: kann sich in Ästen verfangen und hält die Pulka bei Abfahrten nicht auf Abstand
Gestänge
- hält die Pulka bergab auf Abstand, sodass sie dir nicht in die Hacken fährt
- gutes Gefühl für das Verhalten der Pulka hinter dir
- dadurch gute Kontrolle über den Schlitten und bessere Spurstabilität
- Nachteile: vergleichsweise teuer und du musst dich abschnallen, wenn du an die Pulka willst
Ich kann beiden Lösungen etwas abgewinnen. Je kupierter das Gelände wird, desto eher wähle ich das Gestänge, damit die Pulka bergab hinter mir bleibt. Wenn es nur wenige kurze Abfahrten gibt, kann man die Pulka am Zugseil auch wie einen Hund an die kurze Leine nehmen und neben sich führen.
Ich habe hier mein selbstgebautes Pulkagestänge, ein Acapulka, ein Fjellpulken und als Bastelprojekt auch noch zwei Bambusstangen. Das Savotta-Modell kenne ich ebenfalls von meinem Freund Bene. Meine Pulka habe ich mit diesem ausgeklügelten Seilsystem und mit zwei einfachen parallelen Seilen gezogen. Dadurch bin ich inzwischen zu dem Ergebnis gekommen, dass alle Modelle und Varianten ihre Berechtigung haben. Die Pulka-Zuggabel, die sich am besten transportieren lässt, ist die von Acapulka. Und beim Seil empfehle ich die Y-Lösung, die in diesem Forumsthread diskutiert wird. Die Variante mit einem Seil in gekreuzten Kunststoffrohren (Aufputzrohre für Elektroinstallationen) ist zwar beliebt und billig, aber vereint die Nachteile von Zugseil und Gestänge, wie im Video zu sehen.
Körperliche Belastung und das passende Training
Für die meisten von uns ist das Ziehen einer Pulka eine eher ungewohnte Belastung. Manche versuchen daher, sich körperlich auf die Wintertour vorzubereiten, indem sie alte Autoreifen an ihrem Pulkagurt durch den Wald ziehen.
Das Reifenschleifen als Training ist aber wohl eher etwas für die Profis. Diese trainieren vor großen Polar- und Grönlandüberquerungen auf diese Art und Weise und somit wird es wohl einen positiven Effekt haben. Aber wer von uns plant solch eine große Tour? Wir werden also nicht wochenlang im Gurt hängen und jeden Tag über 25 km Strecke zurücklegen (müssen).
Plane einfach zu Beginn deine Etappen der Tour so, dass diese dich nicht überfordern. Das ist erfahrungsgemäß das schönste Training. Falls du im Winter vor deiner Tour Schnee in der Nähe hast, kannst du hervorragend mit der Pulka im Wald trainieren, mit oder ohne Ski. Ein oder zwei kleine Testtouren sind mit neuer Ausrüstung sowieso Pflicht, bevor es das erste Mal richtig losgeht.
Drei weitere Tipps
- Ich persönlich setze in Pausen eher den gesamten Gurt ab, als dass ich das Gestänge aus dem Gurt aushänge. Das ist weniger fummelig. Macht ihr das auch so?
- Manche befestigen noch ihre Kamera, ihr GPS oder ähnliches am Gurt, um immer alles griffbereit zu haben. Ich selbst mag das Gebaumel nicht und habe lieber alles in einer der großen Taschen meines Etaproof-Anoraks. Die Kamera hat mein „Tourfotograf“ Lutz in einer Kameratasche umhängen.
- Wer sich zwischen den verschiedenen Modellen nicht entscheiden kann, liest am besten die Diskussion auf den Outdoorseiten. Es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungen mit fast allen Modellen und jeder hat seinen eigenen Stil.
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Danke Malte für die Tipps! Dachte gerade an meinen Klettergurt, werde das einmal ausprobieren (ohne die Beinschlaufen). Muss noch schauen wegen der Befestigung. Hat jemand damit schon Erfahrung gemacht?
Hi! Wieder mal tolle Inspiration. Ein Tipp für den schmalen Geldbeutel: es gibt im Industriebereich sogenannte Haltegurte, also gepolsterte Beckengurte mit stabilen (genormten) D-Ringen an den Seiten, für wenig mehr als 20 Euro (!). Längere Tests stehen noch aus, der erste Eindruck ist aber vielversprechend.
Hallo in die Runde,
Vor meiner Tour jetzt im März habe ich mit meinem Klettergurt (ohne Beinschlaufen) zwei Autoreifen durch den Park gezogen. Rechts und links an der Hüfte mit Seilen befestigt.
In den direkten Vergleich dazu ging dann mein DYI-Zuggeschirr mit Schultergurten. Das verteilt meinem Empfinden nach den Zug optimal. In der flachen Ebene gehen hierbei ca. 70% der Last auf die Hüfte, je 15% auf jede Schulter. Bergauf sind die Schultergurte aber dann ein echter Vorteil, bei einem reinen Hüftgurt wird die Zugkraft des Oberkörpers nicht effektiv nutzbar.
Aufgrund der anatomischen Unterschiede erscheint es mir insbesondere für Männer eine Überlegung wert, diese Kraft im Oberkörper wirkungsvoll einzusetzen zu können.
Hat sich auf der Tour jetzt im März wirklich bewährt. Ein wenig Kreativität, Nähmaschinenzeit und 10€ als Kostenpunkt.
Hallo Lara,
danke für deinen kleinen Erfahrungsbericht. Wenn ich es richtig verstehe, teile ich deine Empfehlung mit der Zugkraft aus dem Oberkörper aber nicht. Im Gegenteil: Ich bin am Hang meist ganz froh, dass ich den Oberkörper „frei“ bewegen kann und die Pulka an meinen Hüften hängt. So kann ich mich besser positionieren, um mich dann Schritt für Schritt hochzustemmen. An den Schultern hätte mir die Pulka zu viel Hebelwirkung. Ich könnte besser auf die Schulterriemen verzichten als auf den Hüftgurt. Aber vielleicht sind die Geschmäcker auch dabei verschieden, danke also für die Bereicherung der Diskussion. 🙂